„Ein überragender Handballer“ Weltmeister-Kapitän feiert Jubiläum: Kurt Klühspies wird 65
Frankfurt/Main (dpa) - Um das Catering zu seinem 65. Geburtstag muss sich Kurt Klühspies nicht kümmern. Mit Lebensgefährtin Sibylle und Tochter Jenny wird der Anführer der deutschen Handball-Weltmeister von 1978 heute beim „Ball des Sports“ in Wiesbaden im engsten Kreis auf sein Jubiläum anstoßen.
„Es ist ja nicht der 50., sondern nur der 65. Das ist eigentlich kein Grund für eine große Party“, sagt Klühspies in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Beim TV Großwallstadt machte sich Klühspies einst einen Namen, der vor allem die älteren Handball-Fans mit der Zunge schnalzen lässt. Für die Mainfranken absolvierte der 1,96 Meter große Hüne 363 Bundesligaspiele, in denen er 1226 Tore erzielte. „Ich bin dem TVG immer treu geblieben. Aber damals gab es auch nicht die Möglichkeiten wie heute. Ich hatte nur einmal ein verlockendes Angebot - 1982 von den Reinickendorfer Füchsen. Da habe ich kurz geschwankt“, erzählt Klühspies.
Zweimal gewann er mit Großwallstadt den Europapokal der Landesmeister (1979, 1980), einmal den IHF-Pokal (1980) und einmal den europäischen Supercup (1980). Hinzu kamen fünf Meistertitel und zwei Pokalsiege. Nach seinem Rücktritt 1984 gab er noch viermal ein Kurz-Comeback - das letzte mit 41 Jahren. Seine Vereins-Treue und die Erfolge brachten dem Hobby-Golfer mit Handicap 19,1 den Beinamen „Mister TVG“ ein.
Auch in der Nationalmannschaft war Klühspies in 104 Länderspielen eine feste Größe. Vorne war er wegen seiner Wurfkraft gefürchtet, hinten bildete er gemeinsam mit Heiner Brand einen der besten deutschen Mittelblocks der Geschichte. „Er war ein überragender Handballer. Wir haben uns sehr gut ergänzt“, sagt Brand über seinen ehemaligen Zimmerkollegen, mit dem er bis heute befreundet ist. „Er war in seiner Rolle als Kapitän der Nationalmannschaft, aber auch als Führungsfigur beim TVG unendlich wichtig.“
Das erste Highlight waren die Olympischen Spiele 1976, für die sich die BRD-Auswahl nach einer legendären Ausscheidung gegen die DDR qualifizierte. „Das war eine Sensation“, sagt Klühspies im Rückblick. Der Olympia-Boykott vier Jahre später war die größte sportliche Enttäuschung und der Grund für seinen frühen Rücktritt aus der DHB-Auswahl: „Wir waren gut drauf und hätten um Gold mitgespielt.“
Dazwischen lag 1978 - sein persönliches Meisterjahr. „Im Januar habe ich meine Ausbildung zum Industriemeister abgeschlossen, Anfang Februar bin ich Weltmeister geworden und im Mai erstmals deutscher Meister“, berichtet Klühspies.
Am Tag vor dem WM-Finale gegen die favorisierte UdSSR feierte Klühspies seinen 26. Geburtstag. In der Nacht schlich DDR-Spieler Wolfgang Böhme mit drei Bierdosen auf sein Zimmer und gab Tipps für das Spiel. „Er hat mit den Dosen die Spielzüge der Sowjets nachgestellt. Geholfen hat es eher weniger, die ersten Tore haben wir uns genau auf diese Weise gefangen“, erzählt Klühspies.
Vielleicht gibt er diese Anekdote auch im Sommer zum Besten, wenn er in großer Runde mit Freunden und der gesamten Familie nachträglich auf seinen 65. anstoßen will. „Die Feier kommt auf jeden Fall“, verspricht Klühspies. „Eine Gartenparty ist doch viel angenehmer.“