Weniger Geld, mehr Spannung: Alle jagen Meister Kiel
Leipzig (dpa) - Dieses Ergebnis war eine Kampfansage. Mit dem Gewinn des Supercups hat die SG Flensburg-Handewitt die Jagd auf Abo-Meister THW Kiel eröffnet und die Hoffnung auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den deutschen Handball-Titel befeuert.
Die 18 Bundesliga-Trainer haben in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa einen Dreikampf von Titelverteidiger Kiel, Flensburg und Champions-League-Sieger HSV Hamburg vorhergesagt. „Die deutsche Meisterschaft wird sehr offen sein“, prognostizierte auch Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL.
An diesem Samstag sind die bescheidenen Kieler zum Auftakt gegen Neuling Bergischer HC gefordert, während die Flensburger zeitgleich gegen GWD Minden antreten. Hamburg steigt erst später in die Meisterschaft ein, weil die Hanseaten nach der Champions-League-Qualifikation gegen die Füchse Berlin von Sonntag an bei der Club-WM Super Globe in Doha/Katar um viel Geld spielen.
Ljubomir Vranjes lehnte gelassen an der Sponsorenwand im Wandelgang der Bremer ÖVB-Arena. Der 29:26-Erfolg seiner Flensburger im Supercup-Duell gegen Kiel hat den Trainer darin bestärkt, dass die Ablösung des Rekordmeisters möglich ist und die Flensburger zum zweiten Mal nach 2004 am Saisonende ganz oben stehen können in der Bundesliga-Tabelle. „Wir haben keine zwei Punkte dafür bekommen. Natürlich möchte ich, dass wir uns weiter verbessern und die in einem richtigen Wettkampf schlagen“, sagte der Schwede.
Der THW Kiel hat abgespeckt - finanziell, personell und auch bei den Ansprüchen. „Wir sind nicht mehr der haushohe Favorit der vergangenen Jahre“, sagte Manager Klaus Elwardt. Und der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus-Hinrich Vater übte sich in Understatement: „Wenn wir vorn mitspielen, sind wir zufrieden.“
Die Abgänge der Weltstars Thierry Omeyer, Daniel Narcisse, Marcus Ahlm und Momir Ilic haben den Dominator der vergangenen Jahre schwer getroffen. Die talentierten, aber noch nicht Bundesliga erprobten Rasmus Lauge Schmidt und Wael Jallouz sowie Torhüter Johan Sjöstrand, der schon einmal für ein Jahr in Flensburg sein Geld verdient hat, müssen in diese Rollen erst hereinwachsen. „Wir haben noch sehr viele Baustellen“, konstatierte Trainer Alfred Gislason missmutig.
Wie die Liga insgesamt, die ihren Etat um 400 000 Euro auf 72,8 Millionen Euro verringert hat, haben auch die Kieler weniger Geld im Haushaltsplan. Mit nur noch 9,0 statt 9,5 Millionen Euro ist der Rekordmeister aber immer noch Liga-Krösus. Der ThSV Eisenach, der sogar schon in der 1. DHB-Pokalrunde gescheitert ist, und Mitaufsteiger TV Emsdetten kommen nur auf jeweils 1,5 Millionen Euro.
Doch nicht nur die Bundesliga verspricht in dieser Saison Spannung. Der deutsche Handball insgesamt steht vor weiteren Herausforderungen. Denn am 21. September wird eine neue Führung im Deutschen Handballbund (DHB) gewählt. Die Ära von Präsident Ulrich Strombach endet ebenso wie die seiner Stellvertreter Horst Bredemeier und Heinz Winden. Zudem will die Liga die Fragen klären, nach welchem Modus künftig der DHB-Pokal gespielt wird und ob es in absehbarer Zeit zu Playoffs um den Meistertitel kommt.