Zeuge widerspricht Nielsen im Handball-Prozess

Kiel (dpa) - Im Kieler Handballprozess hat Zeuge Hubertus Grote den zu den Hauptbelastungszeugen zählenden Jesper Nielsen in der Kernaussage widersprochen.

Nielsen hatte vor einigen Tagen ausgesagt, der angeklagte ehemalige THW-Kiel-Manager Uwe Schwenker habe ihm gegenüber die Bestechung von Schiedsrichtern im siegreichen Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt zugegeben. Schwenker, so Nielsen, habe aber dem ebenfalls angeklagten früheren THW-Trainer Zvonimir Serdarusic die Manipulation in die Schuhe geschoben.

„Das ist nicht besprochen worden. Das macht alles keinen Sinn“, sagte der einstige THW-Gesellschafter Grote vor der Wirtschaftsstrafkammer des Kieler Landgerichts zu den Nielsen-Aussagen. Schwenker und Seradrusic wird vorgeworfen, das Champions-League-Finale 2007 gekauft zu haben. Diese bestreiten das.

Grote war Zeuge des Gesprächs zwischen Schwenker und Nielsen, das am Rande der Handball-WM im Februar 2009 in Zagreb geführt wurde. Als THW-Gesellschafter war Grote, der bis Mai 2009 als Geschäftsführer einer Tageszeitung tätig war, für den kaufmännischen Bereich des Handball-Bundesligisten zuständig.

In dem Gespräch hätten Grote und Schwenker dem dänischen Gesellschafter des Bundesliga-Rivalen Rhein-Neckar Löwen lediglich bestätigt, dass sie von Bestechungsgerüchten gehört hätten. Nielsen sei mitgeteilt worden, der THW habe die Vorwürfe geprüft, es sei aber alles sauber. Laut Grote sei es Nielsen lediglich um einen preiswerten Transfer der Spieler Nikola Karabatic und Vid Kavticnik vom THW zu den Löwen gegangen, meinte Grote.

„Man hatte den Eindruck, Nielsen wollte einen Zusammenhang zwischen der Ablösesumme und der angeblichen Spielmanipulation herstellen“, erklärte der einstige THW-Gesellschafter. Die Kieler forderten 3,5 Millionen Euro. Das Gespräch sei von dem Dänen abrupt beendet worden. „Ich habe keine Lust auf dieses Transfergerangel“, habe er wütend erwidert, sagte Grote.

Bestechungsgerüchte sollen laut Grote bereits im August 2008 von Serdarusics Ehefrau Mirjana gestreut worden sein. Das sei aus Hass auf Schwenker geschehen, weil dieser sich von seiner Ehefrau, die mit Frau Serdarusic befreundet ist, getrennt habe, sagte Grote.

Auf die Frage, warum er sich plötzlich an Details des vor zweieinhalb Jahren geführten Gesprächs in Zagreb erinnern wolle, die er bei einer richterlichen Vernehmung im Juli 2009 nicht zu Protokoll gegeben hatte, meinte Grote: „Ich hatte viele lange Tage des Nachdenkens. Manche Dinge kommen einem dann in den Sinn.“ Er wisse auch von 40 000 Euro, die Serdarusic vom THW als Vorschuss für sein Gehalt erhalten habe. Folglich sei das kein Bestechungsgeld gewesen. Grote sagte, er sei unverändert mit Schwenker befreundet.

Der kroatische Spielervermittler Nenad Volarevic, an den der THW Kiel 92 000 Euro gezahlt hat und den die Staatsanwaltschaft als möglichen Geldboten an die polnischen Schiedsrichter des Finalspiels vermutet, wird nicht vor Gericht aussagen. Wie der Richter mitteilte, habe Volarevic per Fax erklärt, dass er „zur Zeit keine Absicht habe, zu diesem Verfahren zu kommen“.