Historische Tischtennis-Pleite gegen Ägypten
Guangzhou (dpa) - Das Bild hatte Symbolcharakter. Ein Fehlaufschlag des Fuldaers Patrick Franziska besiegelte das völlig überraschende Viertelfinal-Aus der deutschen Tischtennis-Herren beim World Team Cup.
Das 2:3 gegen Außenseiter Ägypten am Samstag geht gleich doppelt in die Historie ein: Es ist die erste Pleite in der Länderspiel-Geschichte gegen die Afrikaner, die damit zum ersten Mal bei einem der wichtigsten Turniere der Welt ins Halbfinale einziehen.
Der Düsseldorfer Patrick Baum brachte sein Team im chinesischen Guangzhou gegen Omar Assar in Führung und glich später durch einen knappen Fünf-Satz-Sieg über Ahmed Saleh zum 2:2 aus, konnte die Niederlage aber alleine nicht verhindern. Franziska und Bastian Steger (Saarbrücken) blieben im Einzel ebenso sieglos wie im Doppel.
„Wir haben heute gegen Ägypten eine große Chance verpasst, in das Halbfinale einzuziehen. Wir haben Führungen verspielt, die Ägypten wieder ins Match gebracht haben“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf nach der Pleite enttäuscht. „Respekt aber vor der Leistung unseres Gegners, der überragend gekämpft und gut gespielt hat.“
Für den 20-jährigen Franziska, der während des gesamten Turniers sieglos blieb, fand der Coach tröstende Worte. „Er ist jetzt natürlich erst einmal am Boden zerstört“, sagte Roßkopf. „Man darf aber nicht vergessen, dass es Patricks erster World Team Cup war. Es hat jeden guten Spieler schon einmal so erwischt wie ihn in diesen Tagen. Da muss er sich nun wieder herausziehen.“
Besonders unzufrieden war Roßkopf mit den Doppeln, die keinen einzigen Punkt machten. Dies verband er auch mit Selbstkritik. „Im Doppel sieht man, dass in der Bundesliga und auf der World Tour von uns kein Doppel gespielt wird“, sagte der 43-Jährige. „Das müssen wir im Hinblick Olympia 2016 verändern, denn diesen Punkt in der Mannschaft geben wir zu einfach her.“
Roßkopf kritisierte auch das Fehlen des Weltranglisten-Siebten Dimitrij Ovtcharov. Er musste Meisterschaftsspiele für seinen russischen Verein Fakel Orenburg bestreiten. „Obwohl wir auf allen Ebenen bei den zuständigen Verbänden insistiert haben, konnten wir keine Verlegung erreichen. Das ist schon traurig, denn immerhin ging es hier um eine offizielle Veranstaltung des Weltverbandes ITTF.“
Allerdings wäre dank der Auslosung auch für das B-Team ohne Ovtcharov und Rekord-Europameister Timo Boll, der zu Hause an seiner WM-Form feilt, sogar ein Finale gegen Gastgeber China möglich gewesen. Doch Roßkopf hatte vor den Ägyptern gewarnt, die in der Vorrunde unerwartet Singapur ausgeschaltet hatten. „Keine Nation schläft, das hat man in Guangzhou noch einmal deutlich gesehen. Die Abstände werden kleiner“, sagte Roßkopf nach der Niederlage.