IOC-Chef Bach stellt Reformplan vor
Berlin (dpa) - IOC-Präsident Thomas Bach geht optimistisch in den Endspurt seines Reformprogramms. Am 18. November will er in Lausanne vor zehn Athleten, darunter Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, 40 Empfehlungen zur Modernisierung des IOC und der Olympischen Spiele im Detail vorstellen.
Ein eigener TV-Kanal ist geplant und das Geschäftsmodell Olympia soll grundlegend reformiert werden. Bei der außerordentlichen Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am 8./9. Dezember in Monte Carlo wird über diese 40 Vorschläge aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit und Jugend abgestimmt. Bach hofft auf möglichst breite Zustimmung für seinen Reformplan „olympische Agenda 2020“.
Vor der richtungsweisenden Session in Monaco deutete der Jurist aus Tauberbischofsheim bereits an, dass Besuche von IOC-Mitgliedern in den Kandidatenstädten verboten bleiben. Auch eine Ausdehnung des 17-tägigen Olympia-Spektakels sei nicht geplant, bestätigte Bach. Der 60-Jährige will stattdessen das Olympia-Programm modernisieren und die Bewerbungsausgaben durch eine Kostenbeteiligung des IOC reduzieren. „Wir wollen mehr Flexibilität für das olympische Programm haben, aber gleichzeitig den Punkt der Nachhaltigkeit nicht vergessen. Diese Flexibilität kann sich nur in bestimmten Grenzen abspielen“, so Bach vor einigen Wochen. Größe und Management der Spiele müssten kontrollierbar bleiben.
Der IOC-Chef wünscht sich mehr Flexibilität und Individualität der Kandidaten - Olympia soll sich dem jeweiligen Gastgeber anpassen und nicht die Stadt den Spielen. „Wir wollen klarer machen, was das IOC von den Bewerbern wirklich verlangt und benötigt, um eine Entscheidung zu treffen“, sagte Bach. So soll zum Beispiel auch auf temporäre Bauten stärker gesetzt werden. Nach Oslos Verzicht auf eine Bewerbung für die Winterspiele 2022 ist vor allem für das IOC-Premiumprodukt Winterspiele eine Änderung des Bewerbungsverfahrens dringend nötig.
FIS-Chef Gian Franco Kasper begrüßt den Reformwillen von Bach, warnt aber vor übersteigerten Erwartungen. „Bach ist ein Risiko eingegangen mit seiner Agenda 2020. Die Sache wurde ziemlich aufgeblasen. Man erwartet jetzt eine Revolution. Ob da nicht zu hoch gepokert wurde, bleibt dahingestellt“, sagte Kasper der Zeitung „Die Welt“, „aber wenn ich mir die Anträge anschaue, steckt schon viel dahinter.“
Die derzeitige Zurückhaltung traditioneller Wintersportnationen, sich um Winterspiele zu bewerben, kann der Schweizer Präsident des Internationalen Ski-Verbandes (FIS) verstehen. „Für mich ist es eine Konsequenz aus Sotschi. Man spricht von den 51-Milliarden-Spielen. Ich begreife, dass das Volk meint, das sei die Sache nicht wert, und dass 51 Milliarden für die Spiele auszugeben, Blödsinn ist“, sagte Kasper. „Dadurch entsteht ein gewisses Gefühl im Volk: Es gehe nur um korrupte Sportfunktionäre.“ Nicht nur dieses Gefühl möchte Bach korrigieren.