Kanuten mit mäßiger EM-Bilanz - Rendschmidt/Groß stark

Montemor-o-Velho (dpa) - Der neue Kajak-Zweier ragte mit zwei Siegen heraus - ansonsten aber lief es für die deutschen Kanuten bei den Europameisterschaften in Portugal nur mäßig. „Man sieht, dass wir nicht auf Siege abonniert sind“, gestand Verbandspräsident Thomas Konietzko ein.

Statt einem Dreifach-Goldgewinn wie noch bei den Sommerspielen in London 2012 sicherte sich das deutsche Team bei den Kontinentalmeisterschaften über die olympischen Distanzen nur einen Titel durch das Nobody-Duo Max Rendschmidt/Marcus Groß.

Mit sieben Podestplätzen stand lediglich einer mehr als bei Olympia zu Buche, obwohl bei der EM am Wochenende gar nicht die komplette Weltelite am Start war. Die überschaubare Ausbeute lag auch an der überraschenden Formschwäche von gestandenen Siegkandidaten wie Sebastian Brendel. „Wir haben erkannt, dass uns nichts geschenkt wird. Die Ergebnisse sind insofern vielleicht sogar ganz gut, um das noch mal deutlich zu machen“, kommentierte Delegationschef Konietzko.

Einzig die Jungspunde Rendschmidt und Groß sorgten mit ihren Erfolgen im K2-Traditionsboot für kurzen Jubel im deutschen Lager. Dem 1000-Meter-Coup am Samstag ließ das junge Gespann am Sonntag im Montemor-o-Velho an der portugiesischen Westküste auch noch einen Erfolg über die eher beiläufige 500-Meter-Strecke folgen. „Die 1000 Meter sind olympisch - darum geht's für uns. Der zweite Sieg war ein Zusatz“, sagte der 19-jährige Rendschmidt, der mit Partner Groß (23) beim Jubeln sogar Usain Bolts legendäre Siegerpose imitierte.

„Das war super“, konstatierte Bundestrainer Reiner Kießler. Vor kurzem hatte er die beiden erst zusammen in den Kajak-Zweier gesetzt. „Jetzt ist wichtig, dass sie nicht abheben, sondern wissen, dass es weitergehen muss.“ Oberstes Saisonziel ist die Heim-Weltmeisterschaft in diesem August in Duisburg. „Die beiden haben sich gesucht und gefunden“, scherzte Franziska Weber, die bei der EM im Frauen-K2 mit Partnerin Tina Dietze einen von vier zweiten Plätzen über die olympischen Distanzen für den Deutschen Kanu-Verband einfuhr.

Im London-Vergleich war das eine Verschlechterung für die beiden Goldmedaillengewinnerinnen von 2012 - und damit standen sie im DKV-Lager nicht allein da. Die C2-Olympiasieger Kurt Kuschela und Peter Kretschmer bestätigten ihren Abwärtstrend; Canadier-Einer-Ass Sebastian Brendel enttäuschte nach seinem London-Triumph und drei Weltcupsiegen in dieser Saison als Sechster über 1000 Meter. „Sebastian ist traurig, er hat damit nicht gerechnet“, kommentierte Präsident Konietzko. Im EM-Gaudirennen über 5 Kilometer gewann Brendel am Sonntagabend immerhin - und konnte zumindest wieder ein wenig lächeln. „Unsere Trainingsmethodik war auch nicht auf die EM ausgelegt. Wir trainieren auf die WM hin, das ist unser Saisonhöhepunkt“, machte Konietzko klar.

Zweite Plätze gab's auf der Mitteldistanz auch noch für den Kajak-Vierer der Frauen und K1-Pilot Max Hoff, bei den Kajak-Frauen wurde Katrin Wagner-Augustin Dritte. Hoff scheiterte einmal mehr an seinem dänischen Dauerrivalen René Poulsen. „Herzlichen Glückwunsch an ihn, damit steht es in dieser Saison 2:2 zwischen uns“, rechnete er vor. „Abgerechnet wird aber erst in 11 Wochen bei der WM.“

Besser als bei den jüngsten Großereignissen lief es dafür bei den Sprintern: Über 200 Meter sicherten sich im K2 Ronald Rauhe und Jonas Ems Platz zwei, im Einer wurde Tom Liebscher Dritter. „Da merkt man, dass es im Sprintbereich vorwärtsgeht. Vorher war es uns nie möglich, kontinuierlich um Medaillen mitzufahren“, sagte Konietzko.

Der Verband hatte nach Olympia im Kurzstreckenbereich den Trainer ausgetauscht, unter der Führung des Esseners Arndt Hanisch gab's nun immerhin zwei Podestplätze über die olympischen Distanzen. „Das Gruppenklima ist super“, kommentierte Liebscher. „Ich komme mit dem neuen Trainer bestens aus. Unter ihm habe ich schon bei den Junioren drei Weltmeistertitel geholt. Da weiß ich, dass was Gutes rauskommt.“