Mehrkämpfer überzeugen - Behrenbruch und Mächtig top

Ratingen (dpa) - Europameister Pascal Behrenbruch reckte nach dem zweitbesten Zehnkampf seiner Karriere lächelnd den Zeigefinger in die Höhe, dann schlug ausgelassen zu südländischen Rhythmen die Trommel.

Mit der Weltjahresbestleistung von 8514 Punkten krönte der Frankfurter in Ratingen einen starken Auftritt der deutschen Mehrkämpfer, der Lust auf die Leichtathletik-WM vom 10. bis 18. in Moskau machte. „Unglaublich. Ich gehe als Gewinner raus, obwohl ich so einen schlechten Beginn hatte. Ich habe gezeigt, dass der Europameister weiter der King ist“, frohlockte Behrenbruch.

Neben dem 28-Jährigen löste auch der Olympia-Sechste Rico Freimuth aus Halle/Saale mit 8488 Zählern das WM-Ticket, das sich zuvor bereits der Leverkusener Michael Schrader (8427) bei seinem Sieg Ende Mai in Ulm gesichert hatte. In Ratingen glänzten auch der Frankfurter Jan-Felix Knobel als Dritter mit 8396 Punkten und Kai Kazmirek von der LG Rhein-Wied (8350) auf Platz vier.

Bei den Siebenkämpferinnen jubelte ein Trio über die Reise zur WM. Julia Mächtig aus Neubrandenburg wiederholte mit der Weltjahresbestleistung von 6430 Punkten ihren Vorjahressieg. Dahinter toppten auch Claudia Rath aus Frankfurt (6317) und die Leverkusenerin Kira Biesenbach (6185) mit persönlichen Bestleistungen die WM-Norm.

Im Zehnkampf hatte schon nach der Auftaktdisziplin, den 100 Metern, am Samstag das große Rechnen eingesetzt. Ausgerechnet im Lauf der Top-Athleten blies der Rückenwind mit 5,4 Metern pro Sekunde viel zu stark und sorgte letztlich für ein Novum. „Wenn im Sprint, Weitsprung oder den Hürden ein Rückenwind von mehr als 4,0 Meter pro Sekunde herrscht und die Windunterstützung in der Summe dieser drei Disziplinen über 6,0 liegt, ist der Wettkampf nicht bestenlistenfähig“, erklärte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen.

Das war am Ende bei allen Top-Leuten mit Ausnahme von Behrenbruch, der seine Bestleistung von der EM (8558) nur knapp verfehlte, der Fall. Die Athleten ließen sich dadurch jedoch nicht aus dem Rhythmus bringen, denn Kurschilgen stellte umgehend klar: „Wir werden die WM-Nominierung auf jeden Fall auf Grundlage dieses Wettkampfes vornehmen.“

Dies schien die deutschen Zehnkämpfer zusätzlich zu motivieren, galt es doch, für das WM-Ticket 8300 Punkte zu übertreffen. Schon am ersten Tag entwickelte sich ein spannender Wettkampf, der mit zunehmender Dauer immer dramatischer wurde. Vor allem Kazmirek heizte den Favoriten kräftig ein und ging als überraschender Halbzeit-Führender in den zweiten Tag. „Hut ab vor den Leistungen der Jungen. Die Jungs haben mir Angst gemacht, ich bin sie einfach nicht los geworden“, sagte Behrenbruch.

Am Ende reichte es für die Herausforderer jedoch nicht ganz zum WM-Trip, weil sich Behrenbruch und Freimuth keine entscheidende Blöße gaben. „Ich habe noch mehr Potenzial“, verkündete Behrenbruch, „darauf trainiere ich jetzt für Moskau hin.“

Dass der DLV trotz des verletzungsbedingten Ausfalls der Olympia-Zweiten Lilli Schwarzkopf und der WM-Dritten Jennifer Oeser drei Siebenkämpferinnen zur WM entsenden kann, kommt überraschend. „Ich bin überwältigt und total zufrieden. 6430 Punkte - das klingt echt gut“, jubelte Mächtig. Auch Rath und Biesenbach wuchsen in einem hochklassigen Wettkampf über sich hinaus, so dass Zuschauerin Oeser zufrieden konstatierte: „Das war der Wahnsinn, was die Mädels hier gemacht haben.“