Kanuten starten mit zwei EM-Titeln - Hoff nur Bronze
Brandenburg/Havel (dpa) - Überwältigt von den So-lala-Vorstellungen seiner Kanuten bei der Heim-EM war Bundestrainer Reiner Kießler keineswegs.
„Wir liegen zwar noch im Soll, haben aber nicht durchgängig stark abgeschnitten“, kommentierte der 62-Jährige mit Blick auf nur vier Medaillen am ersten Finaltag der Titelkämpfe von Brandenburg/Havel, drei davon in olympischen Disziplinen. Mit mindestens zwei Auftakt-Plaketten mehr hatten die Verbandschefs ein Jahr nach der märchenhaft erfolgreichen Heim-WM in Duisburg eigentlich kalkuliert. Die angepeilte Gesamtausbeute von zwölf EM-Medaillen ist vor den weiteren Entscheidungen am Sonntag jetzt kaum noch zu schaffen. „Das war ein durchwachsener Start“, gestand auch Verbandspräsident Thomas Konietzko ein.
Gerettet wurde die Bilanz am Samstag durch immerhin zwei Siege in den olympischen Klassen: Olympiasieger Sebastian Brendel im Canadier-Einer und das Kajak-Zweier-Duo Max Rendschmidt/Marcus Groß bewiesen auf dem Beetzsee Nerven- und Leistungsstärke. Für leichte Enttäuschung vor eigenem Publikum sorgte stattdessen Max Hoff, der als Mitfavorit im Kajak-Einer über 1000 Meter auf Platz drei paddelte. „Das war ein bescheidenes Rennen. Ich habe es irgendwie nicht geschafft, alles rauszuholen“, klagte Weltmeister Hoff. Immerhin bescherte er seinem Verband damit die dritte Medaille innerhalb der wichtigen olympischen Klassen.
Ebenfalls aufs Podest schafften es die Talente Sabrina Hering und Steffi Kriegerstein im Frauen-K2 als Dritte über die nicht-olympische 1000-Meter-Distanz. Mit einer Medaille hatten auch die Frauen im erfolgsverwöhnten Kajak-Vierer kalkuliert - aber es langte für die London-Olympiasiegerinnen Franziska Weber und Tina Dietze sowie Verena Hantl und Conny Waßmuth über 500 Meter nur zu Platz vier. „Einige unserer Kajak-Frauen haben leider Leistungsrückstände“, urteilte Chefcoach Kießler. Bei Olympia 2012 in London und bei der Heim-WM 2013 in Duisburg war der stark besetzte deutsche K4 jeweils noch Zweiter geworden. Auch der deutsche Männer-C2 um Yul Oeltze und Ronald Verch schaffte es über 1000 Meter nur auf Rang vier.
Immerhin Rendschmidt und Groß hatten Spaß und bekamen noch im Zielraum von Kießler die ersten Glückwünsche übermittelt. Erst dank eines furiosen Schlussspurts sprinteten die EM-Entdeckungen von vor einem Jahr auf den letzten Metern noch an drei Booten vorbei. „Ich hatte die ganze Zeit großes Vertrauen in unseren Schlussspurt“, behauptete Groß. Zusammen waren beide 2013 in Duisburg schon Weltmeister über 1000 Meter geworden, kurz davor bei der EM in Portugal holten sie darüber hinaus sogar auch 500-Meter-Gold. In Brandenburg haben sie am Sonntag die Chance, dieses Kunststück zu wiederholen.