Der Verwaltungsrat des Fußball-Regionalligisten KFC Uerdingen hat den Vorstandsvorsitzenden Thomas Platzer nach Einstellung des Spielbetriebs durch den Insolvenzverwalter erneut zum Rücktritt aufgefordert. Bereits im November des vergangenen Jahres entzog das Kontrollgremium Platzer das Vertrauen, nun erneuerte Verwaltungsratsvorsitzender Nils Gehlings diesen Vertrauensentzug in Form einer Rücktrittsaufforderung. Dies geht aus einer E-Mail hervor, die Gehlings am Mittwochmittag an alle Vorstandsmitglieder und zwei seiner Verwaltungsratskollegen sowie an den Insolvenzverwalter Thomas Ellrich sendete und der WZ aus anonymer Quelle zugespielt wurde. Darin fordert Gehlings den Vorstandsvorsitzenden „nachdrücklich zum Rücktritt“ auf und erklärt: „Die vergangenen Monate waren für unseren Verein von großen Herausforderungen geprägt. Leider mussten wir feststellen, dass wiederholt gegebene Zusagen nicht eingehalten wurden.“ Angesichts dieser Entwicklungen sei das Vertrauen im Kontrollgremium nicht mehr gegeben, dass Platzer den Verein verantwortungsvoll und erfolgreich durch die Krise führen könne, so führt Gehlings aus: „Um weiteren Schaden vom KFC Uerdingen abzuwenden, ist es aus Sicht des Verwaltungsrats unerlässlich, dass umgehend ein neuer Vorstandsvorsitzender eingesetzt wird – idealerweise eine Person, die von den Mitgliedern mit einem klaren Mandat ausgestattet wird und das Vertrauen der Vereinsbasis genießt.“ Für einen geordneten Übergang stehe das Kontrollgremium „selbstverständlich zur Verfügung“, um den Prozess konstruktiv zu begleiten.
Wieczorek lobt, Platzer sieht „letzten Beweis“ als erbracht an
Beantwortet wurde die Mail des Verwaltungsratsvorsitzenden weder von Platzer noch von einem der insgesamt fünf in Kopie gesetzten Verantwortlichen, eine Reaktion erfolgte laut Mail-Verlauf lediglich von Jörg Wieczorek, führende Persönlichkeit der „Freunde und Förderer des KFC Uerdingen 05 e.V.“. Auf zwei Informationsveranstaltungen bekundeten die Freunde und Förderer des KFC ihr Interesse, den gebeutelten Regionalligisten zu übernehmen und zu sanieren. „Super Schreiben“, antwortete Wieczorek, eine Reaktion Platzers blieb im Mail-Verlauf aus, weswegen die WZ den Vorstandsvorsitzenden am Mittwochabend zur Zukunft des Vorstandsgremiums befragte. Auf Anfrage erklärte Platzer: „Die E-Mail von Nils Gehlings an mich hat nun auch den letzten Beweis erbracht, dass der alte Verwaltungsrat gemeinsam mit Jörg Wieczorek arbeitet, da diese Mail kurz nach Zustellung von Jörg Wieczorek an alle mit den Worten ‚super Schreiben‘ beantwortet wurde. Das bedeutet im Klartext, dass Jörg Wieczorek von Nils Gehlings bei seinem Schreiben an mich in Blindkopie gesetzt worden war.“
Während Harald Udo Grassen, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats, der WZ die Echtheit der E-Mail am Abend bestätigte, wollte sich Jörg Wieczorek auf Anfrage der Redaktion zu beschriebener E-Mail nicht äußern und seine Antwort entsprechend nicht bestätigen. Bereits seit Monaten präsentieren sich die Fans und Verantwortlichen des KFC Uerdingen zutiefst gespalten, immer wieder äußerte Platzer den Verdacht, dass seine eigene Arbeit blockiert werde, das Kontrollgremium hingegen warf dem Vorstandsvorsitzenden leere und nicht eingehaltene Versprechen vor. Platzer sehe seine Vermutungen nun bestätigt und erklärt: „Dass der Verwaltungsratsvorsitzende zum wiederholten Male Interna mit Außenstehenden teilt und wohl im Auftrag des Teams um Jörg Wieczorek handelt, ist für mich mehr als augenscheinlich. Nun weiß auch der letzte Unbeteiligte, welches Spiel hier gespielt wird. Nämlich die vom Verwaltungsrat von langer Hand vorbereitete Übernahme unseres Vereins durch das Team der Freunde und Förderer des KFC, die man unter diesen Voraussetzungen nur als Freunde und Förderer der Spaltung unseres Vereins bezeichnen kann.“
Während das Sportliche Fortbestehen des Vereins weiterhin unklar ist, spitzt sich der Kampf um Führungspositionen innerhalb des Vereins weiter zu. Am 28. April möchte das Team der Freunde und Förderer des KFC Uerdingen einen weiteren Informationsabend in der Brauerei Könighshof abhalten. Gegenüber der WZ erklärte Wieczorek am Mittwochabend: „Wir sind mehr als bestätigt worden, weil all das haben wir vorhergesagt – immer nur Ankündigungen, aber keine Taten folgten auf die Worte, genau das, was wir befürchtet haben. Gestern war der schlimmste des KFC in der Geschichte, seit 1905.“ Am Montag wollen die Freunde und Förderer des KFC das Projekt weiteren Sponsoren vorstellen, die beim ersten Treffen keine Zeit hatten, wie Wieczorek ausführt.