Äthiopier Kebede gewinnt den London-Marathon
London (dpa) - Das beste Starterfeld der Marathon-Geschichte - und doch kein Weltrekord in London. Umsonst hatten die Veranstalter beim Laufspektakel in der britischen Olympia-Metropole eine Sonderprämie in Höhe von 125 000 Dollar ausgesetzt.
Der Äthiopier Tsegaye Kebede blieb bei seinem zweiten Sieg nach 2010 in 2:06:04 Stunden ebenso wie die übrige Weltklasse-Konkurrenz deutlich hinter der Bestmarke des Kenianers Patrick Makau (2:03:38 Stunden) von Berlin 2011 zurück. Bei den Frauen sorgte die Kenianerin Priscah Jeptoo in 2:20:15 Stunden am Sonntag für eine Weltjahresbestzeit.
Zu Beginn des Rennens hatten die Teilnehmer und Zehntausende Zuschauer der Opfer der Anschläge von Boston gedacht. Die positive Reaktion der Zuschauer und Teilnehmer sei „typisch britisch“, sagte Prinz Harry dem Sender BBC. Eine Absage sei nicht infrage gekommen. „Es nicht zu machen, war keine Option. Niemand hat seine Pläne geändert, und es lief alles sehr gut, so wie immer.“
Vor dem Start hatte es eine 30 Sekunden lange Schweigephase gegeben, viele Läufer trugen schwarze Armbinden. Scotland Yard hatte die Zahl der Polizisten um 40 Prozent erhöht, nannte aber keine genauen Zahlen. Die Organisatoren haben angekündigt, für jeden Läufer, der das Ziel erreicht, an einen Boston-Hilfsfonds zu spenden.
Bei der Siegerehrung nahm Kebede die Glückwünsche von Prinz Harry entgegen. Der 26-Jährige sicherte sich auf dem letzten der 42,195 Kilometer die Siegprämie in Höhe von 55 000 US-Dollar (42 100 Euro). Für einen Weltrekord hätte der nur 1,58 Meter große Läufer, der als fünftes von 13 Geschwistern in der Familie eines Teppichknüpfers aufwuchs, 125 000 Dollar erhalten.
Auf der klassischen Distanz legten die Asse um Weltrekordler Makau zunächst ein Höllentempo vor und absolvierten die erste Hälfte in 61:34 Minuten. Die angestrebte Bestmarke geriet jedoch dann außer Reichweite, da einige Favoriten zurückfielen. Streckenrekordler Emmanuel Mutai sah lange wie der sichere Sieger aus, musste sich aber am Ende entkräftet in 2:06:32 Stunden mit Platz zwei vor Ayele Abshero aus Äthiopien (2:06:57) zufriedengeben. Makau wurde nur Elfter. Sein kenianischer Landsmann Geoffrey Mutai, der 2011 in Boston auf dem nicht rekordtauglichen Kurs 2:03:02 Stunden gelaufen war, hatte ebenso wie Olympiasieger Stephen Kiprotich aus Uganda nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun.
Sechs der zehn schnellsten Läufer der Marathon-Geschichte waren am Start, deshalb hatten die Organisatoren vom „besten Rennen aller Zeiten“ gesprochen. Ein fürstliches Honorar bekam Großbritanniens Sportheld Mo Farah: Der Olympiasieger über 5000 und 10 000 Meter rannte wie vereinbart nur die Hälfte der Distanz - für 250 000 US-Dollar (191 000 Euro) Antrittsgeld.
Bei den Frauen gewann zuvor erstmals die Kenianerin Priscah Jeptoo. Die Olympia-Zweite von 2012 fiel im Ziel auf die Knie und betete. Zweite wurde Edna Kiplagat aus Kenia (2:21:32) vor Yukiko Akaba aus Japan (2:24:43).
Olympiasiegerin Tiki Gelana aus Äthiopien war bei Kilometer 15 an einer Versorgungsstelle mit einem Rollstuhlfahrer kollidiert, hatte sich aber wieder aufgerappelt. Am Ende musste sie sich mit Rang 16 begnügen. Die deutschen Rekordhalterin Irina Mikitenko, London-Siegerin von 2008 und 2009, hatte auf einen Start verzichtet.