Aufatmen: Keine Zwischenfälle bei Sportevents
London (dpa) - Sechs Tage nach den Bombenanschlägen von Boston sind die internationalen Sportereignisse am Wochenende zum Teil mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen.
Besondere Erleichterung herrschte bei den Marathons in London und Hamburg, wo am Sonntag zusammen mehr als 50 000 Läufer nach Schweigeminuten am Start waren und rund 1,2 Millionen Menschen die Strecken säumten. In Boston waren am vergangenen Montag im Ziel drei Menschen ums Leben gekommen und 180 verletzt worden.
Die 28. Auflage des Marathons durch die Hansestadt mit rund 18 000 Teilnehmern blieb ohne ernsthafte Zwischenfälle. Der Veranstalter bezifferte die Zahl der Zuschauer an der Strecke mit rund 750 000.
Lediglich ein banaler Pappkarton hatte kurzzeitig für Aufregung gesorgt. Die verdächtige Schachtel war am U-Bahnhof Schlump gefunden worden und hatte eine kurzfristige Unterbrechung des Verkehrs auf der Linie U 3 zur Folge. „Wir wollten zeigen: Laufen ist völkerverbindend und friedlich“, sagte Hamburg-Organisationschef Frank Thaleiser. Die Sicherheitsvorkehrungen waren nicht weiter verschärft worden. Rund 400 Beamte waren im Einsatz.
Dagegen hatte die Londoner Polizei Scotland Yard ihre Präsenz nach den verheerenden Anschlägen beim Boston-Marathon im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent verstärkt. Genaue Zahlen wurden nicht genannt. Außerdem wurden mehr Spürhunde eingesetzt als sonst.
Die positive Reaktion der Zuschauer und Teilnehmer sei „typisch britisch“, sagte Prinz Harry, der für die Siegehrung zum Marathon gekommen war, dem Sender BBC: „Die Leute haben mir erzählt, dass sie seit Jahren nicht mehr so viele Menschen hier gesehen haben.“ Eine Absage seines Auftritts habe er nie erwogen: „Es nicht zu machen, war keine Option“, erklärte der 28 Jahre alte Dritte der britischen Thronfolge. „Niemand hat seine Pläne geändert.“
Bei den vielen Sportveranstaltungen in den USA waren die Sicherheitsmaßnahmen ebenfalls verstärkt worden. In der Major League Baseball (MLB) wurden beim ersten Heimspiel der Boston Red Sox seit dem Attentat am Samstag (Ortszeit) gegen die Kansas City Royals unter anderem Spezialeinheiten mit Bombenspürhunden eingesetzt. „Das ist unsere Stadt, niemand wird uns unsere Freiheit nehmen“, rief Red-Sox-Offensivspieler David Ortiz unter großem Jubel der 35 000 Zuschauer. Bei der Eishockey-Partie der Boston Bruins gegen die Pittsburgh Penguins hatten sich vor dem TD Garden wegen strengerer Kontrollen längere Warteschlangen gebildet.
Die New York Road Runners (NYRR) hatten die rund 8000 Teilnehmer ihres Events am Sonntag im Central Park darauf hingewiesen, keine Taschen oder Rucksäcke mitzubringen. Die Polizei teilte mit, dass bei dem Lauf über eine Distanz von vier Meilen (6,4 Kilometer) mehrere hundert Beamte entlang der Strecke im Einsatz sein würden. Nicht erhöht wurden die Sicherheitsvorkehrungen für ein NASCAR-Rennen am Sonntag in Kansas City. Die Veranstaltung war mit 74 000 Zuschauern das größte Sportevent Amerikas am Wochenende.
Auch die Organisatoren der Turn-Europameisterschaften in Moskau sahen nach den Anschlägen von Boston keine erhöhte Gefährdung der Titelkämpfe, obwohl die mutmaßlichen Täter aus Tschetschenien stammen sollen. Im Sportkomplex Olimpiski gab es keine zusätzliche Kontrollen oder gar ein erhöhtes Aufkommen an Sicherheitskräften.