Bartels ehrgeizig: Nach Enttäuschung jetzt WM das Ziel
Göteborg (dpa) - Das hatte sich Ralf Bartels ganz anders vorgestellt. Bei der Hallen- EM in Göteborg wollte der Kugelstoßer seine neunte internationale Medaille gewinnen. Doch dann wurde er nur Vierter.
Im letzten Jahr seiner Karriere hat sich Bartels jetzt noch ein großes Ziel gesetzt.
Bartels ist eine Legende unter den Kugelstoßern. Einige Konkurrenten gaben im Scandinavium von Göteborg erst ihm aufmunternd die Hand, ehe sie dem neuen Europameister Asmir Kolasinac gratulierten. Der 35-jährige Bartels ist in seiner langen Karriere zweimal WM-Dritter, Europameister im Freien und auch in der Halle geworden, da war es für ihn natürlich eine Enttäuschung, als Titelverteidiger bei dieser Hallen-EM in Schweden nur den vierten Platz erreicht zu haben. „Ich hatte mir mehr vorgenommen. Damit kann ich nicht zufrieden sein“, meinte er geknickt.
Der Teamkapitän der deutschen Leichtathleten hatte schnell gemerkt, dass es mit der neunten internationalen Medaille seiner Laufbahn schwer werden würde. Der Serbe Kolasinac (20,62 Meter) stieß gleich fünf Versuche heraus, die deutlich weiter flogen als 20 Meter. Und auch der Bosnier Hamza Alic (20,34), den Bartels jahrelang im Schlaf besiegt hätte, legte mit 34 Jahren auf einmal den Wettkampf seines Lebens hin und stellte gleich zwei persönliche Bestleistungen auf. Nur Bartels selbst (20,16) winkte nach fast jedem seiner sechs Versuche verärgert ab. Mitunter saß er während des Finales minutenlang auf einer Bank und schimpfte in sich hinein.
Der Routinier brauchte aber selbst im letzten Jahr seiner Karriere nur wenige Minuten, bis sein Ehrgeiz neu entflammte. „Ich werde mich jetzt auf die Freiluft-Saison konzentrieren. Dann wird es im Sommer hoffentlich Richtung Moskau gehen“, sagte er noch in den Katakomben der Göteborger Arena. Sein großes Ziel ist es, noch einmal eine WM zu erreichen. „Da will ich unter die ersten Acht.“
Sein Ehrgeiz ist nicht selbstverständlich. Der Sportsoldat aus Neubrandenburg hätte im vergangenen Jahr nach 22 Jahren Leistungssport auch einfach aufhören können. Eine Knieoperation setzte ihn lange außer Gefecht, dazu hatte er seinen Status als unangefochtene deutsche Nummer eins schon längst an den 13 Jahre jüngeren Weltmeister David Storl verloren. Doch Bartels kämpfte sich noch einmal heran und misst den Wettkampf von Göteborg deshalb auch nicht nur an der rein sportlichen Leistung.
„Das Knie hält, das ist ein gutes Zeichen“, sagte der Kugelstoß- Veteran. „Für mich war es wichtig, relativ problemfrei aus dem Wettkampf zu kommen.“ Immerhin das hat er am Freitagabend geschafft.