Bartels gestürzt - Mohr und Sailer siegen

Leipzig (dpa) - David Storl hat Kugelstoß-Koloss Ralf Bartels gestürzt. Der 20 Jahre alte Hoffnungsträger aus Chemnitz besiegte den Routinier bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig zum ersten Mal in einem Medaillenkampf und holte sich mit 20,70 Meter seinen ersten nationalen Titel.

Eine Woche vor der Hallen-EM der Leichtathleten in Paris erlitt der 13 Jahre ältere Top-Favorit Bartels (20,68 Meter) damit eine überraschende Niederlage. Zu den Verlierern vor 3750 Zuschauern zählten auch Stabhochsprung-„Altmeister“ Tim Lobinger und Sprinter Tobias Unger.

Mit 20,91 Meter führt der Neubrandenburger Bartels die europäische Rangliste vor Storl an - beide sind damit Medaillenkandidaten an der Seine. „Das war heute schon etwas Glück“, sagte Storl. Doch das Duell der Generationen geht weiter. „Das wird sich jetzt ein bisschen abwechseln: Mal wird Ralf vorn sein, mal ich“, sagte der U-20-Weltmeister von 2008 und genoss den Beifall der 3780 Zuschauer.

Stabartist Malte Mohr flog der Konkurrenz davon. Der Hallen-Vizeweltmeister verteidigte mit 5,65 Meter seinen Titel vor seinem Münchner Clubkollegen Lobinger (5,60) und Karsten Dilla (Uerdingen/Dormagen/5,50). Mohr blieb allerdings klar unter seiner Saisonbestmarke von 5,86. „Ich nehme hier genug Wut mit nach Paris“, sagte er. Routinier Lobinger verpasste bei seinen 21. nationalen Titelkämpfen die EM-Norm (5,70) zwar, machte sich aber Hoffnungen auf ein EM-Ticket: „Als Vizemeister, denke ich, habe ich sehr gute Chancen, vorgeschlagen zu werden.“

Mit einem schlagkräftigen Team will der Deutsche Leichtathletik- Verband (DLV) bei der Hallen-EM im Palais Omnisports antreten. „Wir erwarten, mit einer Mannschaftsstärke von 30+ nach Paris zur EM fahren zu können. Ich bin sehr optimistisch, dass wir dort gute Platzierungen erreichen können“, sagte Günther Lohre, DLV-Vizepräsident Leistungssport. Das erhofft sich der DLV auch von EM-Titelverteidiger Sebastian Bayer: Der 8,71-Meter-Springer vom Hamburger SV gewann die Konkurrenz in Abwesenheit von Freiluft-Europameister Christian Reif mit 8,02 Meter.

Leicht und locker rannte 100-Meter-Europameisterin Verena Sailer bis ins 60-Meter-Finale - und gewann sicher in 7,28 Sekunden. Im Zwischenlauf war die Favoritin von der MTG Mannheim sogar noch 3/100 Sekunden schneller gewesen. „Ich könnte auch noch ein bisschen schneller, aber ich bin froh, dass ich den Titel geholt habe“, sagte Deutschlands „Leichtathletin des Jahres“.

Sprint-Kollege Tobias Unger hatte seinen einzigen Auftritt im Vorlauf - und der war schmerzhaft. Der 31-jährige Münchner zog sich eine Muskelverhärtung zu. Danach ging nichts mehr. „Nach 30 Metern habe ich diese Schmerzen im rechten Quadrizeps gespürt“, sagte er nach seinem Vorlaufsieg in 6,78 Sekunden. Ungers Nachfolger als 60-Meter-Meister wurde Christian Blum. Der Wattenscheider gewann in 6,63 Sekunden und fiebert nun seinem EM-Start entgegen.

Ein einziger guter Stoß reichte Christina Schwanitz zum ersten deutschen Meistertitel. Die Olympia-Elfte aus Thum setzte sich in Abwesenheit von Nadine Kleinert und der zurückgetretenen Hallen-Europameisterin Petra Lammert mit der europäischen Jahresbestweite von 18,87 Meter durch. „Ich genieße es. Mit dem einen kann man auch gewinnen“, sagte die neue Kugelstoß-Meisterin.