Behindertenbeauftragte Bentele „nicht glücklich“
Düsseldorf (dpa) - Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, hat die Nichtnominierung von Markus Rehm für die Leichtathletik-EM im August in Zürich kritisiert.
„Meinem Erachten nach ist die Entscheidung sehr schade. Ich finde es nicht glücklich, dass sie so gefallen ist“, sagte die zwölfmalige Paralympics-Siegerin der dpa. „Ich hätte es gut gefunden, wenn der DLV ein Statement abgegeben und die Inklusion ernsthaft vorangetrieben hätte. Es wäre konsequent gewesen und eine politische Entscheidung.“
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) entschied sich gegen die Nominierung des unterschenkelamputierten Leverkusener Weitspringers, obwohl er deutscher Meister der Nichtbehinderten wurde und die EM-Norm mit 8,24 Metern erfüllte. Grundlage des DLV-Beschlusses waren biomechanische Messungen seiner Sprünge, deren Auswertung auf einen Vorteil für Rehm durch die Prothese schließen lassen soll. „Die Messungen, die unzureichend waren mit Video und Geschwindigkeitsmessung, als Grundlage zu nehmen, finde ich nicht sehr aussagekräftig“, meinte Bentele.
Generell empfinde sie es als schwierig, dass es erst zu Problemen komme, wenn behinderte Athleten auf das Leistungsniveau der Nichtbehinderten gelangen. „Solange Menschen mit Behinderung nicht in Leistungsbereiche der Behinderten kommen, ist das kein Problem“, sagte Bentele. „Wenn Markus Rehm 7,50 Meter gesprungen wäre, hätte es keinen gestört.“
Auch der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hat enttäuscht reagiert. „Es wäre normal und üblich gewesen, dass der deutsche Meister der deutschen Mannschaft angehört“, erklärten DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher und Vizepräsident Karl Quade gemeinsam.
Der DBS wertete die Entscheidung „als Rückschritt bei den Bemühungen, eine Gleichstellung nichtbehinderter und behinderter Sportler und Sportlerinnen anzustreben“. Die Begründung sei „nicht stichhaltig“, hieß es in der Mitteilung des DBS.
Für DOSB-Präsident Alfons Hörmann sind gemeinsame Wettkämpfe zwischen behinderten und nicht behinderten Sportlern dennoch künftig nicht ausgeschlossen. „Sowohl sein Fall als auch die generelle Frage von Inklusion im Spitzensport stehen mit der heutigen Entscheidung nicht am Ende, sondern am Anfang einer Entwicklung“, teilte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes in Frankfurt mit.