Behrenbruch gibt auf - Biesenbach verfehlt WM-Norm
Götzis (dpa) - Nach einer beispiellosen Serie von Ausfällen deutscher Asse im Mehrkampf-Mekka Götzis bleibt der Kampf um die WM-Tickets unter den Zehnkämpfern eine spannende Zitterpartie.
„Das wird ein heißes Finale“, prophezeite Bundestrainer Rainer Pottel mit Blick auf die letzte WM-Qualifikation Mitte Juni in Ratingen. Auch Europameister Pascal Behrenbruch, der ein Quartett von vier Aussteigern anführte, muss um den WM-Start bangen.
Nur ein Deutscher kam beim österreichischen Meeting durch: Norman Müller (Halle) belegte mit 7960 Punkten Platz sechs. Der junge Kai Kazmirek von der LG Rhein-Wied, nach dem ersten Wettkampftag überraschend Zweiter, patzte im Stabhochsprung mit einem Salto nullo und vergab die Chance auf das Erreichen der Norm von 8200 Punkte für die Weltmeisterschaften Mitte August in Moskau. Den Sieg sicherte sich der Kanadier Damien Warner mit 8307 Punkten.
Im Siebenkampf verfehlte das 20-Jährige Talent Kira Biesenbach mit 6134 Punkten die WM-Norm nur um 16 Zähler und wurde Achte. Mit der Weltjahresbestleistung von 6376 Punkten komplettierte Kanadierin Brianne Theisen den kanadischen Doppelerfolg.
„Der Druck ist jetzt natürlich da, weil es die letzte Chance ist und nur noch zwei WM-Fahrkarten zu vergeben sind“, sagte Behrenbruch (Frankfurt/Main). Ein WM-Ticket hat bereits der Leverkusener Michael Schrader sicher, der bei einem Meeting in Ulm 8427 Punkte erkämpfte.
Da auch Behrenbruchs Olympia-Mitstreiter Jan Felix Knobel (Frankfurt/Main) und Rico Freimuth (Halle) ihre Wettkämpfe in Götzis abbrachen, kommt es nun zum Showdown in Ratingen bei Düsseldorf. „Ich habe kein Verständnis für das Verhalten von Pascal und Jan Felix. Sie haben sich nicht abgemeldet und müssen sich fragen, ob sie in ihrer Disziplin richtig aufgehoben sind“, schimpfte Claus Marek, der leitende Bundestrainer Mehrkampf.
„Normalerweise ist der Stabhochsprung eine meiner stärksten Disziplinen, im Training bin ich reihenweise fünf Meter gesprungen“, ärgerte sich Kazmirek über das frühzeitige Aus. Freiwillig war nach dem enttäuschenden 13. Rang am ersten Wettkampftag EM-Champion Behrenbruch frühzeitig abgereist, um das WM-Projekt nicht zu gefährden. „Das Risiko ist zu groß“, sagte der 28-Jährige.
Verletzt passen musste der Olympia-Sechste Freimuth, dem über 100 Meter mit einer Bestleistung von 10,54 Sekunden ein verheißungsvoller Start gelungen war. Eine Wirbelprellung zwang ihn jedoch nach drei Disziplinen, aufzugeben. „Meine Form ist blendend. Ich mache mir keine Sorgen“, sagte Freimuth. „Wenn ich durchkomme, mache ich auch die Punkte. Nun muss ich bis Ratingen gesund werden.“
Dagegen trat Knobel schwach auf und gab nach zwei Disziplinen auf. „Wenn ich noch eine ordentliche Saison haben will, musste ich aufhören“, sagte Knobel. Dessen WM-Aussicht sieht Marek jedoch pessimistisch: „Bei ihm fehlt nicht nur der Feinschliff.“
Dafür empfahl sich die Leverkusenerin Kira Biesenbach für die Zukunft. „Das ist nicht schlimm, da ich erstmals 6000 Punkte erreicht habe“, freute sich die blonde Rheinländerin, die ihre Bestleistung um 256 Punkten gesteigert hat, trotz verfehlter WM-Norm. Die Frankfurterinnen Claudia Rath (6079 Punkte) und Carolin Schäfer (5773) erreichten die Ränge neun und 17. Für Olympia-Starterin Julia Mächtig (Neubrandenburg) kam das Aus schon in der ersten Disziplin.