Bestzeit nach Formel-1-Fahrt: Die Bolt-Show ist zurück
Oslo (dpa) - Der schnellste Mann der Welt ist wieder ganz in seinem Element. Noch bevor Usain Bolt in Oslo eine Weltjahresbestzeit lief und damit die gewünschte Antwort auf seine Niederlage zuvor in Rom gab, durfte der Superstar aus Jamaika in einem Formel-1-Auto durch das Bislett Stadion kurven.
Es war eine Inszenierung, wie sie selbst den PR-Maßstäben des europäischen Hochadels gerecht wurde. Auf der Tribüne erhob sich das norwegische Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit von seinen Plätzen und klatschte Beifall. „Die Veranstalter haben mich vorher gefragt, ob ich darauf Lust hätte. Das war ein großer Spaß“, meinte Bolt beim Diamond-League-Meeting. „Für mich kann es ja nie schnell genug gehen.“
Diese Aussage galt erst recht nach seiner Niederlage in Rom eine Woche zuvor. Die Weltpresse hatte nach dem verlorenen 100-Meter-Rennen gegen Justin Gatlin zwar nicht gleich das Ende der Ära Bolt heraufbeschworen, wohl aber seine Rolle als nahezu unschlagbarer Dominator infrage gestellt. Bolts Antwort darauf fiel genauso aus, wie er es vorher angekündigt hatte: 19,79 Sekunden über 200 Meter, eine neue Weltjahresbestzeit und die Verbesserung des 17 Jahre alten Meetingrekordes von Frankie Fredericks (19,82) obendrein.
„Lassen Sie mich eines sagen: Mein Selbstvertrauen war immer groß“, meinte der Olympiasieger und Weltrekordhalter nach dem Rennen in einem kleinen, dunklen und eigentlich überhaupt nicht zu seinen sonstigen Glamour-Auftritten passenden Presseraum. Bolt nutzte diesen Moment zu einer feurigen Replik an all jene, die ihn seiner Meinung nach etwas zu hart kritisiert hatten in den Tagen zuvor.
„Ich habe mir nie Sorgen gemacht, nur weil ich mal ein Rennen verloren habe“, fuhr er fort. „Es ist doch jedes Jahr das Gleiche: Jeder will unbedingt Usain Bolt schlagen. Justin Gatlin kam nur nach Rom, um genau das zu schaffen. Und danach hat er gleich das nächste Rennen gegen einen Franzosen (Christophe Lemaitre) verloren. Ich weiß genau, wie ich zu laufen und zu arbeiten habe. Ich habe jedes Jahr bei den großen Meisterschaften gegen alle gewonnen. Und nur darauf kommt es an. Nicht auf ein verlorenes Rennen.“
Dafür, dass ihm angeblich nur die WM im August wichtig ist, hängte sich der Superstar allerdings schon in Oslo richtig rein. Er brauchte keinen einzigen ernstzunehmenden Gegner, der ihn anspornte - Europameister Churandy Martina (Niederlande) wurde nach einem Fehlstart disqualifiziert. Vor allem aber trotzte Bolt dem nasskalten, für die empfindliche Muskulatur der Sprinter besonders gefährlichen Wetter. „Ich habe richtig gefroren. Schneller konnte ich heute nicht laufen“, sagte er. „Unter besseren, wärmeren Bedingungen wäre sogar eine Zeit von 19,50 möglich gewesen.“
Die Klagen über das Wetter haben sich für den 26-Jährigen aber schon bald erübrigt. Als nächstes fliegt er zu den jamaikanischen Meisterschaften in seine Heimat, ehe er zu den Meetings in Ostrau, Paris und London und vor allem zur WM in Moskau (10. bis 18. August) nach Europa zurückkehren wird. „In Jamaika werde ich mich mit meinem Coach zusammensetzen und sehen, woran ich noch zu arbeiten habe. Danach komme ich hoffentlich noch schneller nach Europa zurück“, meinte Bolt. Auch den Formel-1-Renner wird er in den kommenden Tagen kaum vermissen. In seiner Garage auf Jamaika steht angeblich eine Reihe fast genauso schneller Privatwagen.