Biochemiker zu Fall Powell: „Von Doping keine Ahnung“
Kön (dpa) - Der Leiter des Doping-Analyselabors in Köln hat Zweifel angemeldet, dass der frühere Sprint-Weltmeister Asafa Powell und weitere vier jamaikanische Leichtathleten versehentlich gedopt haben.
„Vor vier Jahren hatten wir das gleiche Problem. Vor den Weltmeisterschaften 2009 wurden fünf Jamaikaner positiv auf Methylhexanamin getestet“, sagte Wilhelm Schänzer der Nachrichtenagentur dpa. Es ist ein Stimulanzmittel, das mit dem angeblich durch die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln von Powell und Co. eingenommenen Oxilofrin vergleichbar ist.
„Die Warnungen vor Methylhexanamin in Nahrungsergänzungsmitteln waren eigentlich gut angekommen“, sagte Schänzer. „Sie haben eine Wirkung, die nicht zu vernachlässigen ist. Doch sie sind leicht nachzuweisen. Wer sich damit dopt, der hat von Doping keine Ahnung.“
Vor der WM 2009 in Berlin waren ebenfalls Sprinter aus Jamaika bei ihren nationalen Meisterschaften positiv auf Methylhexanamin getestet worden. Dazu gehörten Yohan Blake, der 2011 Weltmeister über 100 Meter wurde, Lansford Spence, Marvin Anderson und Allodin Fothergill. Alle erhielten Sperren von wenigen Monaten. Auch bei der Staffel-Vizeweltmeisterin von 2007, Sheri-Ann Brooks, fanden die Kontrolleure die leistungssteigernde Substanz. Sie wurde allerdings wegen eines Formfehlers bei der Öffnung der B-Probe freigesprochen.
„Das Athleten heute noch darauf zurückgreifen, kann man sich gar nicht vorstellen“, meinte Schänzer. „Wenn denen das vor vier Jahren passiert ist, warum passiert es wieder. Sind die so blind. Es ist unvorstellbar, dass so etwas solchen Spitzenathleten passiert.“