IOC und IAAF feiern die Doping-Fahndungserfolge
Berlin (dpa) - IOC-Präsident Jacques Rogge und der Weltverband IAAF wollen von einer tiefen Vertrauenskrise in der Leichtathletik weiter nichts wissen.
Das ZDF hält nach den spektakulären Dopingfällen der Sprintstars Tyson Gay (USA) und Asafa Powell (Jamaika) an seiner geplanten Berichterstattung von der WM in Moskau fest, aber zahlreiche Spitzenfunktionäre warnen vor einer Bagatellisierung. Powells Agent Paul Doyle machte unterdessen Fitnesstrainer Christopher Xuereb für den positiven Dopingtest des ehemaligen 100-Meter-Weltrekordlers verantwortlich und brachte durch die Vorwürfe eine neue Nuance in die Causa.
Der Kanadier Xuereb habe dem Staffel-Olympiasieger von Peking eine Mischung aus mehreren Nährungsergänzungsmitteln und Spritzen verabreicht, sagte Doyle der „New York Times“. Auch Powells Teamkollegin, die ebenfalls überführte Sherone Simpson, Olympia-Zweite von 2008, sei von Xuerebs Behandlungen betroffen. „Er hat ihnen viele verschiedene Dinge gegeben und wir wissen immer noch nicht, was den positiven Test verursacht hat. Die meisten Ergänzungsmittel, die er verabreicht hat, dienten der Erholung oder Energiezufuhr während des Trainings“, erklärte Doyle. Beide Athleten hatten einen positiven Test während der WM-Qualifikation in Jamaika zugegeben, aber beteuert, nie wissentlich gedopt zu haben.
Zumindest das ZDF wird vorerst keine Konsequenzen aus den neuesten Manipulationsfällen in der olympischen Kernsportart ziehen. „Wir werden noch aufmerksamer und genauer hinschauen, aber über einen Ausstieg aus der Leichtathletik-Berichterstattung denken wir momentan nicht nach“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz der Nachrichtenagentur dpa. Für das deutsche IAAF-Council-Mitglied Helmut Digel ist der Schaden ohnehin längst angerichtet. „Viele werden den Athleten nicht mehr trauen. Das ist der größte Schaden, denn man einem Sport zufügen kann“, sagte Digel im ARD-„Morgenmagazin“. Trotzdem müsse auch für den sechsfachen Olympiasieger Usain Bolt die Unschuldsvermutung gelten.
Das Krisenmanagement des Internationalen Olympischen Komitees und der IAAF war unterdessen wenig überraschend. Beide Organisationen werteten den neuen Dopingskandal in offiziellen Stellungnahmen als Fahndungserfolg. „Natürlich kann der Kampf gegen Doping nie ganz gewonnen werden, aber diese Fälle unterstreichen einmal mehr, den starken und intelligenten Kampf, den das IOC und seine Partner aus der olympischen Bewegung gegen Doping kämpfen“, betonte Rogge.
Wesentlich deutlicher wurde IAAF-Vize Sebastian Coe. „Wir können es uns nicht erlauben, diesen Krieg zu verlieren“, stellte der Chef-Organisator der Olympischen Spiele in London klar, „lieber nehmen wir solche Peinlichkeiten wie bei diesen Geschichten in Kauf als den Verfall des Sports zu einem Punkt, an dem niemand mehr den Athleten vertraut.“