Blake stiehlt Bolt die Show: „Kann noch schneller“
Brüssel (dpa) - Die Diamond League hat selten so gefunkelt wie beim Finale in Brüssel - dank zweier Hochkaräter: Dem jamaikanischen Sprint-Superduo Usain Bolt und Yohan Blake.
„Ich wusste, dass ich etwas Verrücktes machen könnte, doch ganz ehrlich: Als ich nach dem Zieleinlauf auf die Uhr sah, war ich sehr überrascht“, sagte der erst 21 Jahre alte Blake. In 19,26 Sekunden war er nur 7/100 Sekunden am 200-Meter Weltrekord seines Trainingspartners Bolt vorbeigerast. Dieser hatte nur sechs Minuten vorher über 100 Meter in 9,76 Sekunden die Hierarchie im Männer-Sprint wieder geradegerückt.
„Ich bin weiter die Nummer eins“, meinte der vier Jahre ältere dreifache Olympiasieger. Bolt ließ sich am Rande der Laufbahn noch feiern, als Blake die zweitschnellste jemals gelaufene halbe Runde gedreht hatte. „Ich wusste, dass er eine 19,20er-Zeit laufen kann, dennoch bin ich überrascht“, sagte Bolt. Nach seinem „Fehlstart des Jahrhunderts“ bei der WM in Daegu zeigte er es allen und war 2/100 Sekunden schneller als der zuvor Weltjahresbeste Asafa Powell (Jamaika). „Ich brauche niemandem etwas zu beweisen“, tönte er. „So ein Rennen hätte ich auch bei der WM machen können.“
Dort musste er Yohan Blake kampflos den Titel überlassen und muss nun hart kämpfen, um sich von ihm nicht bei den Olympischen Spielen 2012 in London überrennen zu lassen. „Ich habe vor keinem Athleten Angst. Yohan muss mich schon ein paar Mal schlagen, bevor ich unruhig werde“, befand Bolt. „Er ist erst dabei, ein großer Läufer zu werden und muss noch einen langen Weg gehen - doch die nächste Saison wird interessant.“
Der Mann, der Bolt die Show stahl, hatte das Gefühl, noch viel mehr beschleunigen zu können. „Heute haben ich gespürt, dass ich fähig bin, den Weltrekord über 200 Meter brechen zu können“, sagte Blake. Vielleicht hätte er ihn schon knacken können, wenn er besser aus dem Startblock gekommen wäre: Mit 0,269 Sekunden hatte er die schlechteste Reaktionszeit. Den Anschub für sein Blitzrennen bekam er von Bolt. „Er motiviert mich vor jedem Rennen“, berichtete Blake. Er verriet auch, warum sich beide gegenseitig den Spitznamen „Das Biest“ gegeben haben. „So nennt man ein wirklich großes Tier, das alles tun kann, das Berge versetzt.“
Immer mehr über sich hinaus wächst auch Matthias de Zordo. Der Speerwurf-Weltmeister aus Saarbrücken feierte gleich drei Erfolge im König-Baudoin-Stadion. Mit 88,36 Meter siegte er, verbesserte seine persönliche Bestleistung um 55 Zentimeter und verdrängte Olympiasieger Andreas Thorkildsen (Norwegen) noch von Platz eins der Gesamtwertung. „Das hätte ich mir am Anfang der Saison in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können“, sagte de Zordo. Nach den 60 000 Dollar für seinen WM-Titel kassierte er als Gewinner des Diamond Race noch mal 40 000 Dollar. „Ein perfekter Saisonabschluss.“
Eine wundersame Wiederauferstehung feierte Doppel-Olympiasieger Kenenisa Bekele. Der 29-jährige Äthiopier lief über 10 000 Meter in 26:43,16 Minuten eine Weltjahresbestzeit, nachdem er bei der WM noch gepeinigt von Schmerzen aufgeben musste. „Zwei Jahre konnte ich kein Rennen bestreiten, nicht trainieren“, erklärte Bekele. Erst nach der WM hatte er keine Probleme mehr mit der lädierten Wade. „Das war ein fantastisches Rennen“, sagte er erleichtert. Nun traut er sich auch zu, nach 2004 und 2008 auch 2012 in London Olympiasieger über 10 000 Meter werden zu können. „Wenn ich gesundbleibe, habe ich eine gute Chance“, so Bekele, der vor einem Jahr noch an Rücktritt dachte.