Farah siegt über 10 000 Meter Bolt startet WM-Mission mäßig - Harting verheißungsvoll
London (dpa) - Usain Bolt saust nach einem Stolperstart durch den Vorlauf, Robert Harting empfiehlt sich für den Medaillenkampf - und Mo Farah entzückt als erster Goldmedaillengewinner die britischen Fans.
Zum Auftakt der 16. Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London blickten die 60 000 Zuschauer vor allem auf den Supersprinter aus Jamaika: Weltrekordler Bolt will an diesem Samstagabend seinen letzten großen Triumph über 100 Meter feiern. Fünf Jahre nach seinem Coup bei den Sommerspielen im Olympiastadion überstand Diskus-Hüne Harting am Freitag die Qualifikation überzeugend.
Der 32 Jahre alte Berliner zog mit 65,32 Metern gleich im ersten Versuch ins Finale an diesem Samstag ein. „Das war der Plan“, sagte der dreimalige Weltmeister Harting und schwärmte von der Atmosphäre: „Es ist geil. Ich habe bei einer Qualifikation noch nie so viele Menschen gesehen. Ich werde mich im Finale wohlfühlen wie noch nie.“ Sein Bruder Christoph, Olympiasieger von Rio de Janeiro 2016, hatte das WM-Ticket verpasst. Tagesbestweite warf der schwedische Favorit Daniel Stahl mit 67,64 Metern.
Seine letzte WM-Mission begann Bolt mit der Show schon in den Katabomben, eingefangen von den Kameras. Der achtmalige Olympiasieger und elfmalige Weltmeister zwinkerte am Startblock noch dem Publikum zu. Er kam aber nicht richtig in die Gänge und schüttelte trotz seines Vorlaufsiegs in 10,07 Sekunden unzufrieden den Kopf.
„Das war ganz schlecht, ich bin aus dem Block gestolpert“, sagte der schnellste Mann der Welt. „Ich mag diese Blöcke nicht, das waren die schlechtesten, die ich jemals hatte.“ Sieben Konkurrenten waren zum Auftakt schneller als der Titelverteidiger. Die beste Zeit legte Bolts Landsmann Julian Forte mit 9,99 Sekunden hin.
Auf die 200 Meter verzichtet der 30 Jahre alte Superstar, aber im Staffelrennen am 12. August will Bolt mit Jamaika ein letztes Mal triumphieren. In schwachen 10,25 Sekunden und als Gesamt-26. schied der deutsche Rekordhalter Julian Reus aus Wattenscheid aus.
Bei Olympia 2012 hatten die Engländer Farah zum Sieg über 5000 und 10 000 Meter gebrüllt, dieses Mal war es während eines packenden Rennens ebenfalls ohrenbetäubend laut: Der gebürtige Somalier eroberte mit seinem Erfolg über 10 000 Meter sein sechstes WM-Gold. Der 34-Jährige gewann in der Weltjahresbestzeit 26:49,51 Minuten vor Joshua Kiprui Cheptegei aus Uganda und dem Kenianer Paul Tanui. Es war sein zehnter Sieg in Serie bei internationalen Titelkämpfen.
Farah hatte bei den Olympischen Spielen 2012 und 2016 und bei der WM 2013 und 2015 jeweils über 5000 und 10 000 Meter alle geschlagen. Auch zum Abschluss seiner Bahnkarriere peilt er das Double an, danach will er sich auf den Marathon konzentrieren.
Deutschlands größtes Lauftalent überstand den ersten Härtetest bei ihrer WM-Premiere mit etwas Mühe: Die 20-jährige Konstanze Klosterhalfen rannte über 1500 Meter ins Halbfinale. Für Stabhochspringerin Silke Spiegelburg aus Leverkusen war ihre sechste WM schnell beendet: Die Olympia-Vierte von 2012 scheiterte in der Qualifikation.
Am Auftaktwochenende setzt der Deutsche Leichtathletik-Verband mit seinen 71 Teilnehmern vor allem auf Harting, den zweifachen Kugelstoß-Weltmeister David Storl und auf Siebenkampf-Ass Carolin Schäfer. Die Frankfurterin gilt dabei als aussichtsreichste Medaillenkandidatin mit der Vorleistung von 6836 Punkten.