Carl Lewis wird 50: Sprint in die Politik
Düsseldorf (dpa) - Carl Lewis war einer der größten Leichtathleten des 20. Jahrhunderts. Neun Olympiasiege, acht Weltmeistertitel und 17 Weltrekorde gehören zu seinen Wegmarken. Der US-Athlet erhielt zurecht den Beinamen „King Carl“: Am 1. Juli wird er 50 Jahre alt.
Zumindest auf den ganz großen Satz ins Weiße Haus will „Carl der Große“ in seinem zweiten Lebensabschnitt verzichten. „Ich kann garantieren, dass ich nicht versuchen werde, in meinem Leben noch Präsident zu werden“, sagte der neunmalige Olympiasieger im Sprint und Weitsprung in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Sein Engagement für die Demokraten in den USA sieht er aber als neuen Lebensabschnitt und Herausforderung: „Ich empfinde es als einen neuen Anfang. Wenn ich renne, dann renne ich, um zu gewinnen.“
Allerdings begann seine Politik-Karriere im April mit einer Niederlage: Seine Kandidatur für den Senat in New Jersey wurde nicht zugelassen, weil er seinen Erstwohnsitz in den vergangenen vier Jahren nicht in dem US-Bundesstaat gehabt hat und 2009 noch in Kalifornien gewählt hatte.
US-Präsident Barack Obama sieht der frühere schwarze Leichtathlet, der von Anfang der 80er Jahre an anderthalb Jahrzehnte dominierende wie schillernde Figur in seinem Sport war, als Vorbild für die Jugend. „Obama ist ein großartige Botschafter für junge Afro-Amerikaner und Hispanics“, meinte Lewis. „Sie erleben durch ihn, dass jeder Präsident werden könnte.“
Das Vorbild von „Carl dem Großen“, der von 1984 bis 1996 bei vier Olympischen Spielen Goldmedaillen sammelte, ist der legendäre Jesse Owens. „Er war vermutlich eine treibende Kraft für meinen Glauben, was ein Mensch und Sportler erreichen kann“, sagte Lewis.
Bei den Sommerspielen 1984 in Los Angeles erreichte er ähnliche Größe wie Owens, gewann wie dieser 1936 in Berlin viermal Gold: Im Sprint, über 200 Meter, im Weitsprung und mit der Sprint-Staffel der USA. „Ich war an der Spitze. Die Augen der Welt waren auf mich gerichtet, und meine Eltern blickten mir in die Augen, und ich sah, wie stolz sie waren“, resümierte Lewis.
Sportgeschichte schrieb er auch mit der beeindruckenden Serie von vier Weitsprung-Siegen bei vier Olympischen Spielen nacheinander. Mit dem Hallen-Weltrekord von 8,79 Meter im Januar 1984 nährte Lewis - er stellte insgesamt 17 Weltrekorde auf - seine Hoffnung, die phänomenalen 8,90 Meter von Landsmann Bob Beamon irgendwann im Freien übertreffen zu können. Dies gelang ihm um ein Haar bei der WM 1991 in Tokio. Der 8,91-Meter-Satz wurde jedoch wegen zu starken Rückenwindes nicht als Bestmarke anerkannt - und reichte nicht zum Sieg. Mit dem Fabelrekord von 8,95 Meter stahl Landsmann Mike Powell dem oft unnahbar und arrogant wirkenden Leichtathletik-Entertainer die Show.
Spektakulär waren seine Sprint-Duelle mit Ben Johnson. Der Kanadier schlug Lewis zunächst 1987 bei der WM in Rom und ein Jahr später bei den Olympischen Spielen in Seoul. Titel und Medaille wurden Johnson aber wieder aberkannt, als man ihn in Südkorea des Dopings überführte. Auch Lewis sah sich Manipulationsverdächtigungen ausgesetzt, die sich aber nie erhärten ließen.
„Ich hoffe, eines Tages den Frieden mit mir selbst zu finden“, sagte Lewis, der 1996 nach den Atlanta-Spielen seine Laufbahn beendete, unabhängig von den einstigen Mutmaßungen. Körperlich fit für die Zukunft fühlt sich der einstige Modellathlet allemal. „Natürlich bin ich nicht der Sprinter, der ich einmal war. Mein Körper ist immer noch phänomenal“, sagte Lewis, der allerdings seit Jahren gegen Arthritis kämpft.