Coe will IAAF-Chef werden - „Aufregende Zukunft“

London (dpa) - Doppel-Olympiasieger Sebastian Coe will wieder Bewegung in den Leichtathletik-Weltverband IAAF bringen. Der 58-jährige Brite meldete offiziell seine Kandidatur für das Präsidentenamt an und kündigte umfassende Reformen im Fall seiner Wahl an.

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„Ich werde meine detaillierten Vorschläge für die IAAF und die Leichtathletik in einem Manifest vorlegen“, sagte Coe laut einer Mitteilung. Er sei überzeugt davon, dass die Leichtathletik „in eine neue Ära“ eintreten könne, und zuversichtlich, dass sie eine „brillante und aufregende Zukunft“ habe.

IAAF-Präsident Lamine Diack wird auf dem Kongress im August 2015 in Peking nicht wieder kandidieren. Der 81-Jährige aus Senegal steht seit Dezember 1999 an der Spitze des Weltverbandes. Ein möglicher Gegenkandidat des hochgelobten Organisationschefs der Olympischen Spiele 2012 von London könnte der Ukrainer Sergej Bubka werden.

Allerdings würde der frühere Stabhochsprung-Weltrekordler nicht ganz unbelastet in den Wahlkampf gehen. Vergeblich hatte sich Bubka im vergangenen Jahr um die Präsidentschaft im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beworben. Der Tauberbischofsheimer Thomas Bach gewann das Kandidatenrennen.

Lord Coe und Bubka sind derzeit Vizepräsidenten der IAAF. Verbunden mit der Wahl zum IAAF-Präsidenten ist der Einzug ins IOC. „Ich gehe davon aus, dass Bubka seinen Hut in den Ring wirft“, sagte Clemens Prokop. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hält allerdings viel von Coe. „Ich glaube, dass er hervorragende Voraussetzungen für das IAAF-Amt hat. Bei den London-Spielen hat er herausragendes Organisationsgeschick und Innovationskraft bewiesen.“

Deshalb traut der DLV-Chef dem 1500-Meter-Olympiasieger von 1980 und 1984 zu, den Weltverband auf Vordermann zu bringen. „Er hat das Potenzial, die notwendigen Reformen einzuleiten“, meinte Prokop, der sich auf dem Kongress um einen Platz im Council der IAAF bewerben will. Dazu gehörten laut Prokop eine Überarbeitung des langatmigen WM-Programms, der Struktur der Diamond League und die Steigerung der Faszination der Leichtathletik für junge Menschen.

Allerdings könnte Sebastian Coe als möglicher neuer IAAF-Präsident noch ein anderes Problem bekommen. Schließlich hat der Weltverband gerade die WM für 2019 nach Doha/Katar vergeben und damit Kritik ausgelöst. „Wenn eine Stadt die Fernsehübertragung zusagt, ein Sponsorpaket beibringen will und mittels der Weltmeisterschaft in den Weltsport investieren will, sollten wir das begrüßen“, verteidigte Coe im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ die Entscheidung. „Das ist eine Investition in unseren Sport und wird sich auf viele Bereiche auswirken: Leichtathletik für Kinder, auf unsere Fähigkeit, weltweit zu wachsen.“

Der spanische Leichtathletikverband hatte nach der WM-Vergabe scharfe Kritik an dem Vorgang geübt und erklärt, Katar habe dem Weltverband IAAF neben dem ursprünglichen Budget nachträglich noch 37 Millionen Dollar (28 Millionen Euro) angeboten.