Comeback-Bolt holt Gold: „Ein großes Rennen“

Daegu (dpa) - Bolt hat Gold! Sechs Tage nach seinem kapitalen Fehlstart hat Jamaikas Supersprinter all seine Fans versöhnt und seinen WM-Titel über 200 Meter triumphal verteidigt.

Nach 19,40 Sekunden endete in Daegu der Sturmlauf des Usain Bolt auf Bahn 3 - seine Mitläufer hatten im Finale nicht die Spur einer Chance. Der 25-Jährige verfehlte seinen zwei Jahre alten Berliner Weltrekord nur um 21/100 Sekunden, „knackte“ aber seine Jahresweltbestzeit (19,86). Seine zweite Goldchance bei den 13. Leichtathletik-Weltmeisterschaften hat der schnellste Mann der Welt am 4. September in der abschließenden 4 x 100-Meter-Staffel.

„Das war ein großes Rennen. Ich bin sehr zufrieden. 19,40 sind ein wunderbares Ergebnis. Aber auf Bahn 5 oder 6 wäre ich bestimmt noch etwas schneller gewesen. Ich war in Top-Form“, versicherte der alte und neue Weltmeister nach seiner Ein-Mann-Show auf der himmelblauen Bahn. Beim ersten Interview im Stadion tänzelte der große Junge von der Karibikinsel noch ganz aufgedreht vor der Reporterin herum: „Das war wunderschön. Vielen Dank!“ Auf der Ehrenrunde hatte er zuvor mit den Fotografen Fangen gespielt.

Zweiter in dem spannungsgeladenen Finale war US-Meister Walter Dix (19,70). Hinter dem übermächtigen 100:1-Favoriten Bolt hatte Silber für den Amerikaner fast schon Goldglanz. Als Dritter schaffte auch Europameister Christophe Lemaitre in 19,80 Sekunden noch den Sprung aufs Treppchen. Und mit was für einer Zeit! Nur 8/100 fehlten dem Franzosen zum fast 32 Jahre alten Europarekord des Italieners Pietro Mennea. Bolt rannte die viertschnellste 200-Meter-Zeit überhaupt, nur er selbst zweimal und Michael Johnson (USA) waren je schneller.

Der im Kurzsprint dramatisch gestrauchelte Held stand enorm unter Druck, auch wenn er beim „Warm-Up“ im Halbfinale regelrecht in den Endlauf spaziert war. Für Bolt sprach, dass er seit dem 14. September 2007 kein Finale auf seiner Lieblingsstrecke mehr verloren hat. Manchmal hat der Spaßvogel aber auch seine ernsten Momente. Nach dem Halbfinale ging Bolt in sich und gab zu: „Es gibt eine Grenze für die Show. Aber ich mache das für die Fans, und so lange sie sich nicht beschweren, ist das kein Problem.“ Beschwert hat sich bisher keiner.

Ex-Weltrekordler Armin Hary, 1960 der erste 10,0-Sprinter der Welt, hält die Auftritte des Jamaikaners für überzogen. „Ich war früher nicht so, ich wäre heute nicht so, aber das muss jeder selber wissen. Die Grenze zwischen Selbstbewusstsein, das man zwingend braucht, und Arroganz ist fließend“, sagte Hary der Münchner „Abendzeitung“. Aber: „Er ist halt ein Showman und wenn die Welt das sehen will, wenn der Kommerz nur dann funktioniert, wenn ich mich so präsentiere, warum sollte er es nicht tun?“