„Killer-Instinkt“: De Zordo landet Gold-Treffer

Daegu (dpa) - Matthias de Zordo ist der Mann ohne Nerven. „Viele sagen, ich habe den Killer-Instinkt“, sagte der 23 Jahre alte Saarbrücker, der als zweiter Deutscher in der WM-Geschichte Speerwurf-Weltmeister wurde.

Im Finale von Daegu war seine Strategie simpel: „Einfach drauflos dreschen und 150 Prozent abziehen.“ Gleich im ersten Versuch gelang dies optimal mit 86,27 Metern, die am Ende keiner übertreffen sollte. Selbst Doppel-Olympiasieger und Titelverteidiger Andreas Thorkildsen (Norwegen) nicht, der mit 84,78 Metern Zweiter vor dem Kubaner Guillermo Martinez (84,30) wurde.

„Ich kannte das alles schon aus meinen Träumen. Es fühlt sich fantastisch an“, meinte de Zordo nach dem überraschenden Gold-Coup poetisch. Nicht zufrieden war er mit der Siegerweite: „Ich hätte Thorkildsen gerne auf einem höheren Niveau geschlagen, doch bei der WM zählt nur der Titel.“

Besonders angespornt hat den Vize-Europameister, dass Speerwurf-Mitstreiterin Christiane Obergföll als Vorkampf-Beste einen Tag zuvor nur WM-Vierte geworden war. „Was sie falsch gemacht hat, wollte ich wieder wettmachen“, sagte de Zordo, der in der Qualifikation mit 82,05 Metern noch schlecht drauf war.

Nicht aus der Ruhe bringen ließ er sich durch eine Fußverletzung, die nach dem zweiten Versuch behandelt werden musste. „Ich habe ein Schmerzpflaster bekommen. Gestört hat mich das aber nicht, da ich genug Adrenalin freigesetzt hatte“, berichtete de Zordo, der nach seinem 86-Meter-Wurf noch nicht an den Titel geglaubt hatte. „Nicht wirklich. Thorkildsen hat vor der WM über 90 Meter geworfen“, sagte er. „Ich hatte Glück, dass er nicht gut in Form war.“

Bundestrainer Boris Henry erlebte in Südkorea eine Achterbahn der Gefühle: Erst erlebte seine Lebensgefährtin Obergföll eine der größten Enttäuschungen ihrer Karriere und 24 Stunden später konnte er über den zweiten WM-Titel eines deutschen Speerwerfers nach Detlef Michel (Berlin) 1983 in Helsinki jubeln. „Ich habe alles mit einem weinenden und einem lachenden Auge erlebt“, meinte Henry, der 2003 in Paris WM-Dritter war. „Das zerreißt einen in der Mitte.“

Für den nicht gerade als „Trainings-Weltmeister“ bekannten de Zordo hat Coach Henry einen großen Anteil am Erfolg. „Ohne ihn würde ich hier nicht stehen“, sagte der Bundeswehrsoldat.

Nicht zufrieden war der Rostocker Mark Frank, der 81,18 Meter weit warf und damit zum dritten Mal nach 2005 und 2009 WM-Achter wurde. „Es war heute deutlich mehr drin“, sagte der 34-Jährige.