Dibabas nächster Coup: Weltrekord über 3000 Meter

Stockholm (dpa) - Mit leichten Schritten und einem Lächeln auf den Lippen mischt Genzebe Dibaba derzeit die Leichtathletik-Welt auf.

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Bei zwei Weltrekorden innerhalb von fünf Tagen wäre die Aufregung bei einem Superstar wie Usain Bolt groß gewesen. Die äthiopischen Ausdauer-Asse - „Wunderläufer“ Haile Gebrselassie hat es vorgemacht - aber gebrauchen selten markige Worte und große Gesten. Am Samstag in Karlsruhe stellte Dibaba eine Bestmarke über 1500 Meter auf, am Donnerstag in Stockholm auf der doppelten Distanz. Jedes Mal musste schnell ein Dolmetscher gesucht werden, um die bescheidenen Worte der Läuferin zu übersetzen.

„Ich fühlte mich ein wenig einsam nach den ersten Kilometern. Aber die fantastische Unterstützung von den Rängen hat mir geholfen. Ohne das Publikum hätte ich es nicht geschafft“, sagte die 1,68 Meter große Dibaba nach ihrem Coup vor 8653 Zuschauern in der Globen Arena. In 8:16,60 Minuten verbesserte sie - zwei Tage vor ihrem 23. Geburtstag - die sieben Jahre alte Hallen-Bestmarke ihrer Landsfrau Meseret Defar um mehr als sieben Sekunden.

Nach zwei Kilometern zog Dibaba ganz alleine ihre Runden vor dem abgeschlagenen Feld. „Ich bin auch sehr überrascht, es fühlt sich wirklich großartig an“, meinte sie nach ihrem Zieleinlauf. 3000-Meter-Hallen-Weltmeisterin Hellen Obiri aus Kenia landete in 8:29,99 Minuten deutlich hinter der Weltrekordlerin.

„Mein nächstes Ziel ist die WM, dafür werde ich jetzt trainieren“, sagte die Weltrekordlerin vor den internationalen Titelkämpfen vom 7. bis 9. März im polnischen Sopot. Bereits 2012 bei der Hallen-WM in Istanbul hatte sie über 1500 Meter triumphiert. Bis zur Medaillensammlung ihrer großen Schwester Tirunesh fehlt Genzebe Dibaba aber noch einiges: Die 28-Jährige holte dreimal Olympia-Gold auf den Langstrecken und insgesamt neun WM-Titel.

Dibabas 8:16,60 Minuten von Stockholm wären auch unter freiem Himmel eine sensationelle Zeit gewesen. Denn da steht der Weltrekord (8:06,11) von Wang Yunxia seit 1993. Bei der Leichtathletik-WM damals in Stuttgart rannten die Chinesinnen - genannt „Mas Armee“ nach Trainer Ma Junren - alle(s) in Grund und Boden und sahen sich deshalb heftigsten Dopinggerüchten ausgesetzt.

„Besser als Bolt“ überschrieb das Magazin „Leichtathletik“ diese Woche einen Kommentar zu Dibabas Lauf von Karlsruhe. Diese habe die alte Bestmarke um 1,3 Prozent gesteigert, Jamaikas Sprinter Usain Bolt sei bei seiner Verbesserung des 100-Meter-Weltrekords von 9,69 auf 9,58 Sekunden bei der WM 2009 in Berlin nur auf 1,1 Prozent gekommen. Gleichzeitig verwies Fachblatt darauf, dass Dibabas Weltrekordvorgängerinnen Jelena Sobolewa (Russland) und Regine Jacobs (USA) wegen eklatanter Dopingvergehen aus dem Verkehr gezogen wurden.