DLV-Asse nach EM „gut gewappnet für Rio“
Amsterdam (dpa) - Der Deutsche Leichtathletik-Verband blickt den Olympischen Spielen nach einem starken EM-Auftritt mit großer Zuversicht entgegen. „Wir sind gut gewappnet für Rio und können hoffnungsfroh sein“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop zum Abschluss der kontinentalen Titelkämpfe.
DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska ist sogar überzeugt, dass in der Grachtenstadt noch nicht alle Karten ausgereizt worden sind und in Brasilien eine Schippe drauf gelegt werden kann: „Ich denke, dass wir 100 Prozent Leistung bei den deutschen Athleten noch nicht gesehen haben. Die EM ist eine Zwischenstation gewesen.“
Nach 44 Wettkämpfen waren 16 Medaillen (5xGold/4xSilber/7xBronze) auf der Habenseite - dank eines großen Endspurts mit noch einmal sechs Edelplaketten am Sonntag. Darunter der dritte Titel-Triumph von Kugelstoß-Koloss David Storl und Gesa Felicitas Krauses Gold-Rennen über 3000 Meter Hindernis. Zuvor waren bereits Christina Schwanitz (Kugel), Cindy Roleder (100 Meter Hürden) und Max Heß (Dreisprung) auf das höchste Treppchen geklettert.
Ein gutes Omen: Auch bei EM 2012 in Helsinki (6/6/4) gab es 16 Medaillen und danach bei den Sommerspielen acht (1/4/3). „Wenn es sich wiederholt und das gute EM-Ergebnis wie 2012 vor den London-Spielen zu einem ähnlich guten Abschneiden bei Olympia führt, hätten wir beste Optionen für Rio“, sagte Prokop.
Begeistert war Gonschinska von dem Finale furioso der DLV-Athleten. „Heute hat sehr viel sehr gut funktioniert. Das war ein richtig toller emotionaler Abschluss für das ganze Team in Richtung Rio“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Bei den Spielen am Zuckerhut werden wohl nicht wie bei der EM 100 DLV-Athleten antreten, dafür aber ein Team mit noch mehr sportlicher Potenz. Schließlich haben sich Olympiasieger Robert Harting und auch die ambitionierten Mehrkämpfer um Arthur Abele sowie Carolin Schäfer für Rio geschont. Zudem hofft der lange mit Verletzungsproblemen kämpfende Olympia-Zweite im Stabhochsprung, Raphael Holzdeppe, noch auf eine „Wild Card“. Der DLV will beim Deutschen Olympischen Sportbund für ihn eine Ausnahmegenehmigung beantragen, damit er seine Blessur auskurieren und doch noch in Rio starten kann.
In Amsterdam haben Trümpfe gestochen, Talente aufgetrumpft und Mitfavoriten enttäuscht. Trotz langwieriger Verletzung verteidigte Christina Schwanitz mit Routine ihren Titel im Kugelstoßen. Für Verblüffung sorgten bei ihren EM-Premieren vor allem die 19-jährigen Teenager Gina Lückenkemper und Max Heß. Die Sprinterin holte Bronze über 200 Meter und mit der Staffel, der Dreispringer hüpfte auf Anhieb zu Gold.
„Manchmal ist es außergewöhnlich gut gelaufen, manchmal mit viel Lehrgeld verbunden gewesen“, meinte Gonschinska. Für den Chefcoach ist die EM, bei der ein junges Team mit einem Durchschnittsalter von 25,2 Jahren angetreten war, deshalb auch ein Experiment gewesen - für Rio und sogar mit Perspektive für die Sommerspiele 2020 in Tokio.
Es gab aber auch für den einen oder anderen DLV-Topathleten einen herben Dämpfer. Speerwerfer Thomas Röhler reiste als Weltbester und Goldkandidat an, ging durch eine Verletzung gehandicapt ins Finale und landete auf Platz fünf. Diskuswerfer Christoph Harting wollte endlich aus dem Schatten seines berühmten Bruders treten, verfehlte seine erste internnationale Medaille jedoch um 14 Zentimeter. Nicht auf Hochtouren kam Julian Reus. Der schnellste Deutsche verpasste beide Endläufe über 100 und 200 Meter.