DLV-Team in Europa Nummer zwei - Russland gewinnt

Stockholm (dpa) - Deutschland ist die zweitbeste Leichtathletik-Nation in Europa. Mit 331,5 Punkten musste die DLV-Mannschaft bei der Team-EM in Stockholm nur Russland (385) den Vortritt lassen.

Die Ukraine konnte mit 304 Punkten Großbritannien (289) noch auf Platz vier verdrängen. „Wir haben den Anspruch untermauert, ein führendes Leichtathletik-Land in Europa zu sein“, resümierte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Die Mannschaft hat großes Potenzial für die WM und London 2012.“

Den wegen Dauerregens kurzfristig in die Halle verlegten Stabhochsprung der Männer gewann der Ukrainer Maxim Masurik mit 5,72 Metern. Der Münchner Malte Mohr wurde höhengleich Zweiter bei dem Wettbewerb, der erst knapp zwei Stunden nach der EM-Veranstaltung im Olympiastadion von 1912 zu Ende ging.

Gut zwei Monate vor den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu (27. August bis 4. September) empfahlen sich eine Reihe von DLV-Athleten für Medaillenplätze. Dazu gehörte auch Diskus-Weltmeister und Team-Kapitän Robert Harting, der die Konkurrenz mit 65,63 Meter beherrschte. „Die Mannschaft wird bei der WM zeigen, dass die deutsche Leichtathletik nicht tot ist“, prophezeite der Berliner. Zumal zum 49-köpfigen Stockholm-Aufgebot zehn jungen Sportler gehörten, die ihre Nationalmannschafts-Premiere feierten.

Für Daegu empfehlen konnte sich ebenso Speerwerferin Christina Obergföll mit der Weltjahresbestleistung von 66,22 Meter. „Das ist gut für den Kopf. Bis zur WM möchte ich mich noch auf 68 bis 69 Meter steigern“, sagte die Olympia-Dritte aus Offenburg. Auch Stabhochspringerin Silke Spiegelburg hofft, sich bis dahin noch auf 4,80 Meter hochschnellen zu können. In Schweden schaffte die EM-Zweite aus Leverkusen zuvor im Freien unerreichte 4,75 Meter. „Ich finde die 4,80 als Zahl sehr gut. Und die 4,75 Meter haben nicht gewackelt“, meinte Spiegelburg.

Einen „Doppel-Sieg“ feierten die deutschen Hammerwerfer. Nachdem Weltrekordlerin Betty Heidler (73,43 Meter) bei den Frauen gewann, setzte sich Markus Esser trotz starken Regens im Männer-Feld durch. Im dritten Versuch stach er mit 79,28 Meter unerwartet die starken Osteuropäer aus. „Ich bin mental stärker geworden. Früher hätte ich mir bei diesem Wetter in die Hose gemacht“, sagte der deutsche Meister aus Leverkusen und fügte an: „Ich bin froh, mal wieder weiter als Betty geworfen zu haben.“

Ein Ausrufezeichen setzte Kugelstoßer David Storl. Der Chemnitzer verdrängte im letzten Versuch mit 20,81 Meter noch Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen/20,51) auf Rang zwei. Dritter wurde Europameister Andrej Michnewitsch (Weißrussland/20,40). „Es ist schon schön, vor den beiden zu liegen, aber ich bin gut drauf“, sagte der Bundespolizist. Für den sechsten Einzelerfolg bei der EM sorgte Storls Kugel-Kollegin Nadine Kleinert (Magdeburg/17,81 Meter).

Beim DLV stachen aber nicht alle Trümpfe. Weitsprung-Europameister Christian Reif (Ludwigshafen) kam über 8,10 Meter und den 4. Platz nicht hinaus, meinte aber: „Ich bin nicht unglücklich mit dem Ausgang.“ Gelassen reagierte Hochspringer Raúl Spank darauf , dass bei 2,28 Meter und Rang drei Ende der Fahnenstange war. „Es ist okay, ich bin ziemlich kaputt“, sagte der WM-Dritte aus Dresden. Sechste wurde die frischgekürte deutsche Dreisprung-Rekordlerin Katja Demut (Jena). Ihr gelang nur ein gültiger Versuch über 13,81 Meter. Auch der EM-Zweite Matthias de Zordo (Saarbrücken) blieb mit 77,86 Meter im Speerwerfen und Platz vier hinter den Erwartungen.