DLV-Truppe erhöht sich auf 77 Olympia-Starter

Düsseldorf (dpa) - Im Endspurt hat sich die Zahl der deutschen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in London von 75 noch auf 77 Starter erhöht. Carsten Schlangen über 1500 Meter und Hindernisläufer Steffen Uliczka unterboten kurz vor Ablauf der Qualifikationsfrist noch die Olympia-Normen.

In Bottrop holte sich Vizeeuropameister Schlangen fast in letzter Sekunde das Olympia-Ticket. Einen Tag vor dem 31-jährigen Berliner hatte es schon Steffen Uliczka (Kronshagen/Kiel) in Lüttich geschafft. Schlangen unterbot in der deutschen Jahresbestzeit von 3:33,64 Minuten die Olympia-Norm (3:35,50) deutlich. Seit 15 Jahren war kein Deutscher so schnell wie er. „Das war ein Wahnsinnsrennen. Ich konnte gut im Feld mitschwimmen. Mit dieser Zeit habe ich aber nicht gerechnet“, sagte der überglückliche Schlangen, der als Zweiter hinter dem Kenianer Benson Seurei (3:33,27) ins Ziel kam.

Immer mehr aufs Tempo drücken die afrikanischen Läufer, die vor vier Jahren in Peking von 800 bis 10 000 Meter bei Männern und Frauen alle Goldmedaillen gewannen. Olympiasiegerin Pamelo Jelimo (Kenia) rannte am Samstag in Heusden-Zolder (Belgien) über 800 Meter in 1:56,79 Minuten die schnellste Zeit des Jahres.

Beim Diamond-League-Meeting in Paris hatten einen Tag zuvor die 5000-Meter-Läufer geglänzt. Der Äthiopier Dejen Gebremeskel pulverisierte in 12:46,81 Minuten die Weltjahresbestzeit von Europameister Mo Farah aus Großbritannien (12:56,98), rannte die fünftbeste Zeit der Leichtathletik-Geschichte und kam bis auf 9,46 Sekunden an den Weltrekord von Kenenisa Bekele heran. Zweiter wurde sein Landsmann Hagos Gebrhiwet mit dem Junioren-Weltrekord von 12:47,53. Gleich sechs Läufer blieben unter 12:50. Zum Vergleich: Der Thüringer Arne Gabius hatte bei seinem Silber-Coup in der vergangenen Woche bei der EM 13:31,83 Minuten benötigt.

Der große Bekele landete abgeschlagen und nur als fünftbester Äthiopier im Feld und muss sein London-Ticket über diese Distanz abschreiben. „Ich werde bei Olympia nicht die 5000 Meter bestreiten. Aber ich bin nicht so enttäuscht, weil ich die 10 000 Meter laufen werde“, sagte der 30-Jährige. In Peking war er 2008 Olympiasieger über 5000 und 10 000 Meter geworden.

Freudensprünge machte die Marokkanerin Mariem Alaoui Selsouli im Stade de France nach ihrer Weltjahresbestzeit über 1500 Meter in 3:56,15 Minuten. So schnell wie nie in diesem Jahr war auch 800-Meter-Weltrekordler David Rudisha aus Kenia in 1:41,55 Minuten. Damit schrammte er knapp am eigenen Weltrekord (1:41,01) vorbei. „Ich bin glücklich und beeindruckt über die Art, wie ich gerannt bin“, sagte Rudisha. „Der Olympiasieg ist das, was ich anstrebe.“

Einen Dämpfer vor Olympia erhielt US-Sprintstar Justin Gatlin, der in Paris die erste Niederlage in diesem Jahr über 100 Meter erlitt. Der 30 Jahre alte Olympiasieger von 2004 und frühere Dopingsünder musste sich in 10,03 Sekunden seinem Landsmann Tyson Gay geschlagen geben. Der dreimalige Weltmeister von 2007 siegte in 9,99 Sekunden.

Die deutschen Stabhochsprung-Asse mussten erneut zu Frankreichs Europameister Renaud Lavillenie aufschauen. Der Lokalmatador gewann überlegen mit 5,77 Metern vor dem Griechen Konstandinos Filippidis (5,62) und Vizeeuropameister Björn Otto (Dormagen/Uerdingen, ebenfalls 5,62). Der Wattenscheider Malte Mohr wurde mit nur 5,52 Metern Vierter. Der EM-Dritte Raphael Holzdeppe aus Zweibrücken scheiterte dreimal an der Anfangshöhe von 5,52.

Immer besser in Form kommt dagegen Martina Strutz. Die EM-Zweite vom SC Neubrandenburg lieferte sich bei einem Meeting am Tegernsee mit Kristina Gadschiew (Zweibrücken) ein spannendes Duell. Beide übersprangen in Rottach-Egern 4,60 Meter. Am Ende gewann Martina Strutz dank weniger Fehlversuche. „Der Wettkampf war schon besser als letzte Woche bei den Europameisterschaften. Meine Sprünge werden beständiger“, sagte sie. Den Feinschliff für Olympia will sich Strutz nun im Trainingslager in Kienbaum holen. „Dann sind ohnehin schon die Olympischen Spiele. Und da wird es dann krachen!“