Zwei Medaillenchancen weniger Ex-Weltmeister Holzdeppe und Molitor bei WM ratlos
London (dpa) - Plötzlich leuchten die Augen von Katharina Molitor, als hätte sie gerade ein hübsches Geschenk bekommen. Auf einmal ist der ganze Frust aus ihrem Gesicht wie weggewischt.
„Ja, ja. Natürlich spiele ich im Winter wieder Volleyball“, sagt die gerade entthronte Speerwurf-Königin nach der bitteren WM-Pleite in London. Die letzte Frage eines Reporters in den Katakomben des Olympiastadions war ihr wohl die liebste, was sollte sie auch noch groß zu Platz sieben im Finale der weltbesten Speerwerferinnen sagen?
Und Volleyball - das ist das liebste Hobby der Weltmeisterin von 2015, das steht so auf ihrer Homepage, noch vor „Kochen mit Freunden“. In der Winterpause der Leichtathleten schmettert die 33-Jährige in der Bundesliga für Bayer Leverkusen. Ihr Speer hat diesmal nicht so viel Bums: 63,75 Meter, Siebte nach einer ziemlich verkorksten Saison: Ein Jahr nach der Ausbootung von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro muss Molitor die nächste große Enttäuschung wegstecken. Und das wird dauern.
Selbst ein Motivations-Trick nach dem Motto „Alles oder Nichts“ bringt im Finale nichts mehr: die Erinnerung an ihren goldwerten letzten Wurf bei der WM vor zwei Jahren. „Ja, ich habe an Peking gedacht und dass es im letzten ja auch geht. Aber irgendwie waren die Körner weg“, erzählt die Athletin, die von Helge Zöllkau trainiert wird und den Speer 2015 schon mal 67,69 Meter weit geworfen hat.
Nur ein paar Minuten nach Molitor kommt der nächste Gescheiterte zum Kreuzverhör: Auch Stabhochspringer Raphael Holzdeppe hat die erhoffte Medaille verpasst. Ohne gültigen Versuch. 5,50 Meter waren zu hoch für den 5,94-Meter-Springer. Ein „Salto nullo“ im Finale einer Weltmeisterschaft - wie peinlich. Denn vor dem Saisonhöhepunkt hatte der Weltmeister von 2013 gleich mehrfach vom „Projekt Gold“ gesprochen. Nun stand auch er völlig ratlos vor den Kameras und Mikrofonen.
„Ich war super drauf“, meinte Holzdeppe, „ich habe mich wirklich perfekt gefühlt. Aber ich habe es einfach nicht hinbekommen“, erklärte der 27-Jährige vom LAZ Zweibrücken nach der herben Enttäuschung. „Ich muss das noch analysieren. Es ist sehr frustrierend.“
Bei den deutschen Meisterschaften in Erfurt hatte sich Holzdeppe dem 18-Jährigen Bo Kanda Lita Baehre aus Leverkusen geschlagen geben müssen. Auch in London kam er einfach nicht in Tritt und schaute bereits nur zu, als es für die Favoriten erst richtig los ging. So richtig hatte er eigentlich nur Ende Juni mit 5,80 Metern beim Meeting in Hof geglänzt.
Auch Holzdeppe denkt schon an die EM 2018, aber vor allem an den nächsten Urlaub mit seiner Verlobten, der Weitspringerin Sosthene Moguenara. „Ich will meinem Körper nach zwei anstrengenden Jahren eine Pause geben, um mich auf die EM nächstes Jahr in Berlin vorzubereiten“, sagte der Olympia-Dritte von 2012. Er werde jetzt genug Zeit haben, alles zu verarbeiten. Die Urlaubsplanung läuft. Nur „ob es Richtung Osten oder Westen geht, weiß ich noch nicht“.