Gay gegen Gatlin: Sprint in Lausanne ein Highlight?

Lausanne (dpa) - Nach dem verlorenen Jahr ist Supersprinter Tyson Gay richtig heiß und bereit zu neuen Taten. Doch das Comeback nach 364 Tagen wird alles andere als ein Selbstläufer für den US-Amerikaner.

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Die einjährige Dopingsperre dürfte den 31-Jährigen kaum beflügeln: Gay wird argwöhnisch wie nie beobachtet, zudem könnte der Makel ein unsichtbarer Rucksack sein. Und dann ist da noch sein Landsmann Justin Gatlin, der alle acht seiner 100-Meter-Rennen in dieser Saison gewonnen hat. Beim Diamond-League-Meeting am Donnerstagabend in Lausanne will Gatlin seine starke Serie ausbauen - und Rivale Gay will bei seiner Rückkehr in das Stadion de la Pontaise ein Ausrufezeichen setzen.

„Lausanne war immer eines meiner favorisierten Meetings, und ich bin begeistert, dort meine Saison zu beginnen“, hatte Gay bei seiner Startzusage erklärt. „Ich bin hier schnelle Zeiten gerannt. Ich habe hier mehrere Monate trainiert, und ich werde am 3. Juli bereit sein“, versprach er. Wenn die beiden Altstars in Topform aus den Startblöcken schnellen, dürfte ihr Duell auch ohne Supersprinter Usain Bolt zu einem Höhepunkt der 39. Athletissima werden. Der Olympiasieger und Weltrekordler aus Jamaika hat sein Saisondebüt auf unbestimmte Zeit verschoben. Kein Problem für den schnellsten Mann der Welt - in einem Jahr ohne Olympia und Weltmeisterschaften.

Gay war wenige Tage nach seinem Sieg in Lausanne am 4. Juli 2013 als Dopingsünder entlarvt worden. Dem zweitschnellsten Mann der Leichtathletik-Geschichte (9,69 Sekunden über 100 Meter) wurde bei einer Trainingskontrolle ein anaboles Steroid nachgewiesen. Wegen mildernder Umstände und seiner Kooperationsbereitschaft sperrte ihn die Anti-Doping-Agentur der USA im Mai 2013 nur für ein Jahr.

Dem Wiederholungstäter Gatlin drohte 2006 sogar eine lebenslange Dopingsperre, schließlich wurde er für acht Jahre suspendiert; diese Strafe wurde sogar noch halbiert. Von Juli 2006 bis Juli 2010 durfte der heute 32-Jährige keine Wettkämpfe bestreiten. Doch auch Gatlin kam zurück, verlor in diesem Jahr noch kein Rennen und setzte dreimal eine Jahresweltbestmarke.

Die Fans dürfen sich auf weitere Leichtathletik-Leckerbissen freuen. Yohan Blake, der Olympia-Zweite, und Nickel Ashmeade greifen über 200 Meter die Weltjahresbestzeit ihres jamaikanischen Landmanns Warren Weir (19,82 Sekunden) an. Am Start ist auch Europameister Churandy Martina aus den Niederlanden.

Vielleicht wird ja der Stabhochsprung zum Höhepunkt des Abends in der Pontaise. Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) will erstmals im Freien die sechs Meter überqueren. Hallenweltmeister Konstantinos Filippidis (Griechenland) und ein deutsches Trio zählen sechs Wochen vor den Europameisterschaften in Zürich zur namhaften Konkurrenz: Weltmeister Raphael Holzdeppe will im siebten Anlauf endlich die EM-Norm des DLV (5,70 Meter) packen, Malte Mohr und Karsten Dilla haben diese Höhe in diesem Jahr schon gemeistert. Insgesamt zehn deutsche Leichtathleten stehen beim siebten von 14 Meetings der diesjährigen Diamond League in den Startlisten.