Hahner-Zwillinge laufen Marathon-Bestzeit
Frankfurt/Main (dpa) - Hand in Hand liefen die beiden Hahner- Zwillinge zwar nicht ins Ziel. Aber als Lisa Hahner die quälenden 42,195 Kilometer hinter sich hatte, wartete ihre 16 Minuten ältere Schwester Anna schon hinter der Ziellinie und fiel ihr in die Arme.
Bei ihrem ersten gemeinsamen Marathon in Frankfurt hatten die beiden größten deutschen Langstrecken-Hoffnungen am Ende alles erreicht, was sie wollten: Beide liefen persönliche Bestzeiten und beide qualifizierten sich auch aller Voraussicht nach für die EM im kommenden Jahr in Zürich.
„Das ist traumhaft. Ich habe nicht erwartet, dass es so schnell wird“, sagte Anna Hahner, die als Achte in starken 2:27:55 Stunden mehr als zwei Minuten unter ihrer bisherigen Rekordzeit (2:30:14) blieb. Lisa wurde nach 2:30:17 Stunden Elfte und meinte: „Ich bin zufrieden mit meiner Zeit. Und ich bin stolz auf Anna, denn was sie heute rausgehauen hat, war schon krass.“
Noch im Frühjahr hatte Anna einen Ermüdungsbruch im Fuß erlitten, ihren ersten Lauf nach der Verletzung absolvierte sie erst Anfang August. Trotzdem lief sie ihrer Schwester nach etwa der Hälfte der Strecke davon. „Lisa hat mir zugerufen: Go Anna! Das war noch einmal eine Extra-Motivation für mich“, meinte sie.
Auch der Barcelona-Olympiasieger und TV-Experte Dieter Baumann lobte die beiden 23 Jahre alten Schwestern aus dem hessischen Rimmels im hr-Fernsehen: „Das ist ein großer Schritt Richtung Weltklasse. Dieses Tor steht jetzt weit auf“, meinte er. Die Qualifikationsnorm für die EM in Zürich liegt voraussichtlich bei 2:31:30 Stunden, ist aber offiziell noch nicht bestätigt worden.
Die Zeiten der Zwillinge sind auch deshalb so hoch einzuschätzen, weil die äußeren Bedingungen alles andere als ideal waren. An der Spitze verhinderten der zeitweise einsetzende Regen und vor allem der böige Gegenwind, dass die kenianischen Sieger Vincent Kipruto (2:06:15) bei den Männern und Caroline Kilel (2:22:34) bei den Frauen auch nur in die Nähe der beiden Streckenrekorde kamen.
Dafür lieferten sich Kipruto und sein einziger Verfolger Mark Kiptoo am Ende den spannendsten Schlussspurt in Frankfurt seit Wilfred Kigens Erfolg vor acht Jahren. Nur eine Sekunde Vorsprung hatte der WM-Zweite von 2011 im Ziel vor seinem Landsmann. Beide hatten sich nach rund 30 Kilometern von einer Spitzengruppe abgesetzt, die das Rennen lange Zeit dominierte. „Ich hatte zwar erst im März ein ähnlich enges Rennen in Japan, aber ich habe trotzdem nicht erwartet, dass ich gewinne“, sagte Kipruto. „Ich wusste: Mein Konkurrent kommt von der Bahn und hat viel Speed.“
Die Biografien der beiden Ausreißer könnten unterschiedlicher kaum sein. Kiptoo lief im Alter von 37 Jahren seinen ersten Marathon überhaupt, sein starker Lauf in der Banken-Metropole war eine große Überraschung. Kipruto dagegen kann im Alter von 26 Jahren bereits auf einige Erfolge wie seinen Sieg beim Paris-Marathon 2012 oder die Silbermedaille bei der WM 2011 in Daegu zurückblicken. „Ich will 2014 wiederkommen und eine persönliche Bestzeit laufen“, meinte er.