Harting-Show in Berlin und Storls Kraftakt

Berlin (dpa) - Es war die große Diskus-Show von Robert Harting. Zum fünften Mal gewann der Weltmeister beim ISTAF in seiner Heimatstadt Berlin. Mit 69,02 Meter übertrumpfte er seinen deutschen Widersacher Martin Wierig und begeisterte die rund 50 000 Zuschauer.

Aus dem Gold-Quartett von Moskau stemmte sich auch David Storl als Kugelstoß-Sieger noch gegen die Müdigkeit am Saisonende. Für Olympiasieger, Welt- und Europameister Harting war es in seinem „Wohnzimmer“ Olympiastadion ein hartes Stück Arbeit. Er musste sich nicht nur des polnischen WM-Zweiten und ISTAF-Vierten Piotr Malachowski (Polen/64,79) erwehren, sondern auch Wierig in Schach halten. Der Magdeburger WM-Vierte hatte im vierten Versuch mit 66,73 Metern die Führung übernommen und Harting zum 69,02-Meter-Konter herausgefordert. „Ich fand das nicht fair, dass Martin so weit wirft. Aber ich empfand das als gesunde Provokation. Er hat mich wach gemacht“, meinte Harting verschmitzt.

Ein internes Duell gegen Paralympicssieger Sebastian Dietz sah ihn jedoch als Verlierer. „Jetzt muss ich Sebastian heute Abend einen ausgeben“, sagte Harting, weil er bei dem besonderen Wettkampf nur einmal seinen Durchschnittwert der letzten fünf Wettkämpfe übertraf, der querschnittgelähmte Dietz mit 39,77 Metern aber zweimal.

Etwas ausgepowert war der Kugelstoß-Hüne David Storl, dem 20,91 Meter reichten, um den Tschechen Ladislav Prasil (20,79) auf den zweiten Rang zu verweisen. „Es war mein vierter Wettkampf in sieben Tagen“, entschuldigte sich der 23-jährige zweimalige Weltmeister aus Chemnitz, nicht noch einmal eine 21-Meter-Weite geschafft zu haben. Den letzten Stoß seiner Karriere machte Ex-Europameister Ralf Bartels. Mit 19,08 Meter wurde der Neubrandenburger Fünfter. Für einen weiteren deutschen Sieg sorgte Christian Reif aus Saarbrücken im Weitsprung mit 8,11 Meter.

Pech hatte Höhenflieger Raphael Holzdeppe, der sich beim Aufwärmen an der Wade verletzte und passen musste. „Vielleicht war alles etwas zu viel“, meinte der Stabhochsprung-Weltmeister aus Zweibrücken. Enttäuschend war das Abschneiden der anderen deutschen Starter: Der WM-Dritte Björn Otto, Malte Mohr und Karsten Dilla schafften ihre Anfangshöhen nicht.

Speerwurf-Champion Christina Obergföll fehlte wie drei Tage zuvor in Zürich die Energie, sich noch mal zu motivieren und musste auch bei der zweiten WM-Revanche die Überlegenheit der Russin Maria Abakumowa anerkennen. Sie stellte mit 70,53 Meter eine Weltjahresbestleistung auf. Den Weltrekord der Tschechin Barbora Spotakova (72,28 Meter) verpasste die WM-Dritte nur um 1,75 Meter.

Die Offenburgerin Obergföll kam mit nur einem gültigen Versuch und 63,30 Metern hinter Ex-Europameisterin Linda Stahl (Leverkusen/65,35) auf Platz drei. „Ich habe erwartet, dass Abakumowa 70 Meter wirft und bin glücklich, dass sie es nicht schon bei der WM in Moskau geschafft hat“, meinte Obergföll nach ihrem letzten Wettkampf der Saison.

Im Kugelstoßen der Frauen ist Weltmeisterin Valerie Adams für Christina Schwanitz zu stark. Die sächsische Vizeweltmeisterin musste sich mit 19,43 Metern einmal mehr der Neuseeländerin, die 20,58 Meter stieß, geschlagen geben. Die Olympia-Zweite Nadine Kleinert aus Magdeburg beendete mit 17,73 Metern als Vierte ihre Erfolgskarriere. „Es ist ein schönes Gefühl an der Stätte meines größten Triumphes meines Abschied zu feiern“, sagte die WM-Zweite der Heim-WM 2009.

Nicht erholt hat sich Betty Heidler vom bitteren Aus in der WM-Qualifikation. Die Hammerwurf-Weltrekordlerin wurde mit 74,62 Meter hinter Anita Wlodarczyk (Polen/77,15) und Tatjana Lissenko (Russland (74,89) nur Dritte. „Ich bin nicht zufrieden. Die Stimmung war richtig gut, daher wollte ich mehr zeigen“, sagte Heidler nach ihrem ersten Wettkampf nach Moskau. „Die WM relativiert alles. Diese Saison hätte ich mir sparen können.“ Ihre Frankfurter Vereinskollegin Kathrin Klaas belegte mit 69,69 Meter Platz vier.

Im Schatten der technischen Disziplinen standen in Berlin die Läufer. Der Kubaner Dayron Robles kam über 110 Meter Hürden über mäßige 13,35 Sekunden nicht hinaus. Dafür zeigte Weltmeister Mohammad Aman aus Äthiopien mit guten 1:43,97 Minuten über 800 Meter keine Müdigkeit. Etwas gemächlicher ging es über 3000 Meter Hindernis: Hillary Yego (Kenia) gewann in 8:08,84 Minuten.