Leichtathletik-EM Hindernis-Läuferin Krause genießt ihren Gold-Moment

Berlin (dpa) - Auch am Morgen nach ihren triumphalen Goldlauf bekam Gesa Felicitas Krause beim Gedanken an die Stimmung immer noch Gänsehaut.

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Sekundenlang hatte der deutsche Lauf-Star im Berliner Olympiastadion der Hymne für ihren EM-Sieg über 3000 Meter Hindernis mit geschlossenen Augen gelauscht - um diesen Augenblick für den kräftezehrenden Weg zur ersehnten Olympia-Medaille festzuhalten.

„Wir haben sehr wenig Wettkämpfe im Verhältnis zu Fußballern, die jedes Wochenende spielen. Diese Momente sind sehr, sehr rar“, beschrieb die 26-Jährige aus Trier ihre Gefühlswelt. „Ich wollte diesen besonderen Moment in meinem Gedächtnis speichern für die Phasen, wenn das Training sehr, sehr hart wird und man so eine lange Durstphase hat, bis wieder eine Meisterschaft kommen wird.“

Beim Berliner ISTAF-Meeting will Krause in drei Wochen ihren eigenen deutschen Rekord von 9:11,85 Minuten aus dem Vorjahr attackieren. Im Herbst 2019 steht die Weltmeisterschaft in Doha als nächstes großes internationales Event an. Doch in den Plänen von Krause ist alles auf die Sommerspiele 2020 in Tokio ausgerichtet. „Da möchte ich mit der Welt mitmischen und mir den Traum einer Olympiamedaille erfüllen“, kündigte Krause an.

Nur dabei zu sein reicht ihr nach dem sechsten Platz von Rio de Janeiro 2016 und Rang sieben in London 2012 nicht mehr aus. Aus diesem Grund hat Krause angeleitet von ihrem Heimtrainer Wolfgang Heinig das Pensum im Training erhöht. Sie arbeitet mit längeren Perioden der Belastung, aber auch längeren Ruhephasen.

Der Saisonstart geriet holprig, beim Höhepunkt verteidigte Krause aber mit einem unwiderstehlichen Schlussspurt ihren EM-Titel von 2016. „Ich wollte mitgehen - es ging aber einfach nicht“, sagte die überspurtete Silbermedaillen-Gewinnerin Fabienne Schlumpf aus der Schweiz.

Doch bei WM oder Olympia ist die Konkurrenz größer. „Die Welt hat sich im Hindernislauf unglaublich verbessert“, beschreibt Krause die Ausgangslage für ihren nächsten Angriff. „Die Mädels haben die Neun-Minuten-Barriere gebrochen, für mich steht immer noch die 9:10 an.“ Den Weltrekord hat die Kenianerin Beatrice Chepkoech inzwischen auf 8:44,32 Minuten verbessert. Krause ist auf Rang 22 der ewigen Bestenliste.

Dass es bei aller Vorbereitung jedoch immer noch schiefgehen kann, hatte die Athletin des Vereins Silvesterlauf Trier bei der „kleinen Tragödie“ der vergangenen WM selbst erlebt. Krause hatte damals durch einen unverschuldeten Sturz alle Medaillenchancen eingebüßt, sich aber trotz eines Blutergusses am Knie wieder aufgerappelt und war noch Neunte geworden. Dies sei kein Thema mehr gewesen, beteuerte Krause auch nach dem Gold-Lauf immer wieder. „Ich habe über die Jahre gelernt, dass man sehr, sehr hart dafür kämpfen muss, aber auch ein bisschen Glück und ein bisschen Zauber dazugehört.“