Hürdenstars: Dreikampf beginnt in Deutschland

Düsseldorf (dpa) - Alle reden von Stars wie Usain Bolt oder Blanka Vlasic, aber den spannendsten Wettstreit im WM-Jahr der Leichtathleten könnten sich drei Hürdensprinter liefern: Chinas lange verletzter Volksheld Liu Xiang, Weltrekordler Dayron Robles oder ihr neuer Herausforderer David Oliver.

Sie sind die drei zeitschnellsten Hürdenläufer der Sport-Geschichte, dabei könnten ihr Auftreten und ihre Karriereverläufe unterschiedlicher kaum sein. Einen Vorgeschmack auf die WM im Spätsommer gibt es am 11. und 13. Februar schon einmal in Deutschland. Beim Hallen-Meeting in Düsseldorf tritt Liu Xiang gegen Olympiasieger Robles an. Zwei Tage später läuft er in Karlsruhe gegen Oliver. Der Amerikaner ist draußen wie drinnen seit 17 Wettkämpfen ungeschlagen und tönte: „Ich bin sehr gut drauf und will Rennen gewinnen. Die Zeit, die dabei rauskommt, ist mir nicht so wichtig.“ Aber auch er steht allein aufgrund der dramatischen Vorgeschichte noch immer im langen Schatten Lius.

Der Chinese startet zum ersten Mal seit vier Jahren wieder in Deutschland. In der Zwischenzeit gewann er einen WM-Titel, lief einen Weltrekord - und brachte ein Milliardenvolk zum Weinen. 2008 wollte er bei den Olympischen Spielen in Peking seine Karriere krönen, bis er kurz vor dem Vorlauf mit einer Achillessehnen-Verletzung aus dem Startblock humpelte. China stand unter Schock, neben dem Basketballer Yao Ming ist Liu der bekannteste und beliebteste Sportler des Landes. Nach seiner Operation wurde der 27-Jährige erst im vergangenen Jahr wieder fit und siegte im November bei den Asienspielen.

Von seinem Schicksal hat niemand mehr profitiert als Robles: Den Weltrekord hatte ihm der Kubaner schon vor den Spielen abgenommen, danach entthronte er Liu auch noch als Olympiasieger. 13 Mal sind die beiden im Freien und in der Halle bislang gegeneinander gelaufen, im direkten Duell steht es 8:5 für den Chinesen.

Gemeinsam haben beide nur, dass sie eigentlich Hochspringer werden wollten - und mit dem Olympia-Dritten Oliver einen neuen, gefährlichen Rivalen bekommen haben. Der 28-Jährige gewann 2010 jedes seiner Freiluft-Rennen und verfehlte Robles' Weltrekord (12,87) dabei nur um 2/100 Sekunden. „Ich will bei der WM die Goldmedaille holen. Nur so bleibt der Name in den Geschichtsbüchern stehen“, sagte er.

Oliver tritt offener und selbstbewusster auf als seine beiden Konkurrenten, als Unterhaltungskünstler hat er sie schon längst überholt. Der US-Meister ist ein Spätstarter und hat lange American Football gespielt, seinen muskelbepackten, tätowierten Körper hält er gern in die Kamera. „Im Football geht es viel um Aggressivität. Über die Hürden ist dies nicht anders“, erzählte er im vergangenen Jahr.

Beim Meeting in Stuttgart fasste er sich nach dem Vorlauf mit schmerzverzerrtem Gesicht ans Knie - und gewann danach trotzdem das Finale, auch weil Robles an der vorletzten Hürde ausschied. „Beim Football spielt man immer mit Verletzungen. Da mache ich keine große Sache draus“, sagte er. Viele Experten erwarten, dass sich Oliver, Robles und Liu in diesem Jahr gegenseitig zu einem neuen Weltrekord hochschaukeln werden, und der Amerikaner bremst sie in diesem Glauben auch nicht aus. „Warum nicht?“, meinte er bereits vor Monaten. „Usain Bolt hat uns gezeigt, dass es keine Limits gibt.“