ISTAF-Gala der Superstars - kein Harting-Bruderduell

Berlin (dpa) - Olympia light in Berlin: Obwohl das mit Spannung erwartete Diskus-Duell der Hartings ausfällt, werden den Fans beim 75. ISTAF Leichtathletik-Leckerbissen nonstop serviert. Sieben Rio-Olympiasieger und zehn Europameister von Amsterdam sollen der Gala besonderen Glanz verleihen.

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Zwei Wochen nach den Sommerspielen am Zuckerhut will Publikumsliebling Robert Harting seinen Olympia-Frust vergessen, Bruder Christoph ist krank und kann deshalb nur als Zuschauer ins Olympiastadion kommen. Speerwerfer Thomas Röhler will zum Saisonschluss noch einmal glänzen, Kollegin Christina Obergföll verabschiedet sich mit 35 Jahren endgültig von der Wettkampf-Bühne.

Diskuswurf-Olympiasieger Christoph Harting hatte bis zuletzt auf seinen Start gehofft. Der 26-Jährige aus Berlin kann wegen eines fiebrigen Infekts jedoch nicht vor seinem Heimpublikum antreten. „Es tut mir unendlich leid für Christoph. Er wollte unbedingt starten. Es ging ihm schon in der vergangenen Woche nicht gut“, sagte Meeting-Direktor Martin Seeber der Deutschen Presse-Agentur. „Er möchte aber unbedingt ins Olympiastadion kommen und sich an die Zuschauer wenden“, kündigte Seeber an.

Robert Harting will sich von seinen Fans im letzten Wettkampf einer harten Saison ordentlich verabschieden. In Rio war der London-Olympiasieger mit einem Hexenschuss schon in der Qualifikation hängengeblieben. Viel rechnet sich der 31-Jährige nun nicht mehr aus. „Für Samstag gibt's nichts zu holen. Es wird sehr schwer. Man kann sich nicht selbst anlügen“, sagte der dreimalige Diskus-Weltmeister der dpa. „Die Schritte sind schwerer, sie fallen nicht mehr leicht.“ Die Luft ist raus, dennoch freut sich der Publikumsliebling auf das ISTAF: „Ich werde meinen letzten Wettkampf dieses Jahr genießen.“

Auf Wunsch des London-Olympiasiegers vom SCC Berlin wurde in der Ostkurve ein neuer Diskusring eingebaut. Messen muss sich Robert Harting nun mit dem olympischen Silbermedaillen-Gewinner Piotr Małachowski aus Polen und dem Überraschungs-Dritten Daniel Jasinski aus Wattenscheid.

Erstmals seit 1970 findet das ISTAF wieder an einem Samstag unter Flutlicht statt; die ARD überträgt von 18.00 bis 19.55 Uhr live. Für die Jubiläums-Gala wurden „Stand heute 45 000 Karten abgesetzt. Ich hoffe, dass wir Richtung 48 000 kommen“, sagte Seeber auf einer Pressekonferenz. Die Leichtathletik-EM 2018 in Berlin und ein Schweizer Unternehmen (usedSoft) konnten als neue Sponsoren gewonnen werden. Insgesamt sind es laut Seeber nunmehr 17 Partner.

Für Speerwurf-Olympiasieger Röhler ist das ISTAF eine Premiere, für Caster Semenya ein Comeback: Die 800-Meter-Olympiasiegerin kommt im erfolgreichsten Jahr ihrer Karriere ins Olympiastadion zurück. In Berlin wurde die Südafrikanerin 2009 überraschend Weltmeisterin. In den Jubel der erhofften rund 50 000 Zuschauer dürfte sich diesmal auch etwas Wehmut mischen: Deutschlands Speerwurf-Ass Christina Obergföll hört nach ihrem allerletzten Wettkampf auf.

Den Männer-Speerwurf haben die Organisatoren nach Röhlers Gold-Coup extra ins Programm gehoben. Und der Olympiasieger freut sich auf seine Premiere. „Das ist mein erstes ISTAF - und das ist wirklich schon etwas ganz Besonderes“, sagte der Thüringer. „Jeder kennt den Stellenwert des ISTAF, den erkennt man allein daran, dass die Veranstaltung im Fernsehen übertragen wird.“ Zum letzten Mal war Röhler vor acht Jahren im Olympiastadion: als U-18-Dreispringer.

Zum Saisonschluss wird der Jenaer sogar noch zum Reise-Weltmeister: Am Donnerstagabend verpasste Röhler beim Diamond-League-Meeting in Zürich seinen zweiten Gesamtsieg nach 2014 nur knapp. Am Freitag stand der 24-Jährige beim Werfertag im sächsischen Thum schon wieder auf der Startliste. Und 24 Stunden später will er auch in Berlin mit seinen Fans die Goldmedaille feiern - als Sieger.