Kenias Übermacht beim London-Marathon

London (dpa) - Bei der Generalprobe für den olympischen Marathon haben die Ausdauer-Asse aus Kenia in London triumphiert und auch der deutschen Rekordhalterin Irina Mikitenko ihre Grenzen aufgezeigt. Die 39-Jährige aus dem hessischen Gelnhausen wurde als beste Europäerin Siebte in 2:24:53 Stunden.

Beim 32. London-Marathon setzte sich Vorjahressiegerin Mary Keitany vor vier Teamkolleginnen in der Weltjahresbest- und Afrikarekord-Zeit von 2:18:37 Stunden durch. Bei den Männern siegte Wilson Kipsang in 2:04:44 vor seinem Landsmann Martin Lel. Prinz Harry staunte wie die anderen Zuschauer: „Es ist atemberaubend. Sie kommen über die Ziellinie und keiner schwitzt.“

„Ich freue mich über meinen Lauf heute. Die Zeit ist okay. Das Wetter hier war die ganze Woche nicht so gut. Aber als ich heute morgen den Sonnenschein sah, wusste ich, dass das Wetter richtig für mich ist“, sagte Keitany. Sie hatte ihren dreijährigen Sohn Jared dabei als Glücksbringer dabei - es war sein erster Trip ins Ausland.

Kipsang meinte: „Als ich weggelaufen bin, wusste ich, dass die anderen sehr, sehr hart arbeiten müssen, um mich zu schlagen, weil ich mich in mir drin sehr gut gefühlt habe. Ich fühle mich jetzt ein bisschen müde, aber ich bin froh.“

Damit setzten die Kenianer bei dem 42,195-Kilometer-Rennen ein deutliches Signal an ihre Dauerrivalen aus Äthiopien. Für die Asse aus den beiden ostafrikanischen Ländern geriet der Klassiker zu einem gnadenlosen Ausscheidungsrennen für die Spiele. Die bereits für Olympia qualifizierte Mikitenko hatte 2008 und 2009 an der Themse gewonnen. Sie musste viele Kilometer alleine laufen, hatte keine Chance gegen die Übermacht aus Kenia.

„Ich bin froh, dass es vorbei ist. Es ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte die gebürtige Kasachin der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist immer doof, wenn man im Marathon 30 Kilometer allein laufen muss. Okay, es war eine gute Generalprobe für die Olympischen Spiele und ich bin froh, dass ich einigermaßen mit einer Zeit durchgekommen bin als erste Europäerin. Aber zufrieden bin ich nicht.“

Keitany und Kipsang erhielten zusätzlich zum Startgeld und zu Bonusprämien jeweils 55 000 US-Dollar (etwa 41 870 Euro) Siegprämie - und eine ganz persönliche Gratulation von Prinz Harry bei der Siegerehrung. Der schwer beeindruckte Vertreter des Königshauses scherzte im BBC-Interview: „Ich versuche seit Jahren, einen Platz zu bekommen und kriege keinen. Was muss ich machen?“ Kurzerhand versprach er: „Was fantastisch ist: Mein Bruder und seine Frau werden das nächstes Jahr machen.“

Der 30-jährige Kipsang hatte Ende Oktober das Rennen in Frankfurt/Main für sich entscheiden und setzte sich bei seinem ersten ganz großen Erfolg deutlich vor dem dreifachen London-Sieger Lel (2:06:51) und dem Äthiopier Tsegaye Kebede (2:06:52) durch. Weltrekordler Patrick Makau (ebenfalls Kenia) war nach zehn Meilen wegen Oberschenkelproblemen ausgestiegen und kam gar nicht erst auf der Zielgeraden mit dem Buckingham Palace im Rücken an. Insgesamt waren bei Männern und Frauen 37 542 Starter gemeldet.

Die ebenfalls 30 Jahre alte Mary Keitany griff an dem herrlichen Frühlingstag bei Kilometer 35 an und setzte sich aus der Spitzengruppe ab. Weltmeisterin Edna Kiplagat als Zweite in 2:19:50 und Vize-Weltmeisterin Priscah Jeptoo als Dritte in 2:20:14 dürfen ebenfalls für Olympia planen. Bei den Sommerspielen am 5. August (Frauen) und 12. August (Männer) wird in London allerdings auf einem Rundkurs gelaufen.