Marathon-Bundestrainer glaubt an flotten Pflieger
Berlin (dpa) - Berlin sollte ihr Sprungbrett für Rio sein, das ersehnte Olympia-Ticket haben die deutschen Marathonläufer trotz starker Zeiten aber erst einmal verpasst.
Nach der Sonntagsschicht haderte vor allem Philipp Pflieger, obwohl er die Normzeit des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (2:12:15 Stunden) als 16. in einem Weltklasse-Feld nur um 35 Sekunden verfehlte. Julian Flügel rannte 1:42 Minuten an Olympia vorbei, Anna Hahner 1:49 Minuten.
„Die Norm ist tatsächlich sehr hart“, sagte Pflieger, als er bei seinem zweiten Marathon erstmals das Ziel erreichte. „Wenn man bedenkt, dass die internationale Norm 2:17 beträgt.“ In der ersten Enttäuschung hatte er nach dem Rennen sogar gewettert: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Norm so festgelegt wird. Da werden einem manchmal Knüppel zwischen die Beine geworfen.“
„Ich bin mit meiner Zeit zufrieden“, sagte Flügel, der in 2:13:57 als 19. ins Ziel kam, die DLV-Norm aber ebenfalls hinterfragte: „Ich weiß nicht, was das Kalkül dahinter ist. Die internationale Norm liegt bei 2:17 Stunden. Und die habe ich um mehr als drei Minuten unterboten.“
Die Kritik der beiden besten Deutschen nach dem 42. Berlin-Marathon wollte Bundestrainer Wolfgang Heinig so nicht stehen lassen, obwohl er Pflieger lobte und ihm die Olympia-Norm im nächsten Frühjahr durchaus zutraut. „Das war eine hervorragende Leistung von Philipp, da kann man nur den Hut ziehen“, sagte der 64-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
„Aber ich würde an diese Sache anders herangehen: Ein professioneller Läufer sollte sich doch fragen: Was muss ich tun, wie muss ich trainieren, um dieses Ziel Olympia zu erreichen?“ Und: „Jeder Leistungssportler, der professionell an seine Sache herangeht, kann diese Normzeiten auch laufen.“
So auch Arne Gabius, der nach seiner tollen Zeit im Vorjahr (2:09:32 Stunden) am 25. Oktober erneut in Frankfurt antreten wird. Auch Pflieger traut Heinig zu, das Olympia-Ticket im zweiten Anlauf noch zu lösen. Bis zum 1. Mai 2016 haben die deutschen Dauerläufer dafür noch Zeit, Starts bei den Frühjahrs-Klassikern in Boston, Paris oder London bieten sich an.
Pflieger kam in 2:12:50 Stunden ins Ziel - damit ist der 28-Jährige aus Regensburg immerhin der drittbeste deutsche Marathonläufer in diesem Jahrtausend nach Michael Fietz (2:11:28/2000 in Rotterdam) und Gabius (2014).
„Mit Arne und Philipp haben wir zwei Kandidaten, die eine echte Olympia-Chance haben. Arne wird die Norm laufen, da bin ich mir sicher“, betonte der Leitende Bundestrainer Marathon/Gehen. „Und Philipp im Frühjahr sicher auch, er hat uns positiv überrascht.“
Anna Hahner fand ihr bekanntes Lächeln nach dem Ziel zwar wieder, ihren Frust konnte die 25-Jährige aber kaum verbergen. „Anna ist ja hundertprozentig professionell“, meinte Heinig. „Aber diesmal waren wir doch überrascht, negativ überrascht. Man muss das schon als Enttäuschung ansehen“, kommentierte der Bundestrainer die Zeit von 2:30:19 Stunden.