Müder Storl hakt Saison mit einem Sieg ab
Brüssel (dpa) - Kugelstoß-Ass David Storl hat sich mit dem langersehnten Sieg von seinen treuen Fans verabschiedet. Im letzten Wettkampf einer durchwachsenen Saison gewann der WM-Zweite die Konkurrenz in Bad Köstritz mit 21,37 Metern.
Diese Weite hätte vor zwei Tagen in Brüssel zum Sieg gegen Weltmeister Joe Kovacs (USA) gereicht - und der Sachse hätte als Diamond-Race-Gewinner den Jackpot von 40 000 US-Dollar geknackt. Diesmal hatte Brüssel-Sieger Tom Walsh (Neuseeland) mit 21,25 Metern das Nachsehen. Weltmeisterin Christina Schwanitz setzte ihre Siegesserie mit 19,77 Metern fort.
In Brüssel war er noch enttäuscht aus dem Stadion geschlichen. Das große Geld konnte der beste deutsche Kugelstoßer nicht mitnehmen, er musste sich mit 3000 Dollar Prämie zufriedengeben. „Das ist doch auch ein schönes Urlaubsgeld“, sagte Storl nach dem Finale der Diamond-League-Serie. Den Jackpot knackte Kovacs.
So bleibt Storls Leipziger Clubkollegin Schwanitz die einzige Großverdienerin unter den nicht verwöhnten deutschen Leichtathleten. Die Weltmeisterin sicherte sich mit WM-Gold, als Gesamtsiegerin im Diamond Race und für weitere Top-Platzierungen insgesamt 156 000 US-Dollar (139 700 Euro). Storl verdiente immerhin 69 000 Dollar (60 900 Euro) - bei einem Sieg in Brüssel wären es 116 000 gewesen.
„Klar, ärgerst du dich“, gab er zu, „der eine ungültige Versuch hätte wahrscheinlich gereicht. Aber ich bin jetzt auch froh, dass es vorbei ist. Die Saison war so lang.“ Noch hat der 25-Jährige aber einen ganz wichtigen Termin auf dem Zettel: „Am nächsten Dienstag gönne ich mir einen Besuch bei Dr. Müller-Wohlfahrt in München.“ Erst nach dem Olympia-Check kann er Urlaub machen.
Seit über einem Jahr quält sich der 1,98 Meter große und 125 Kilo schwere Athlet vom SC DHfK Leipzig mit Schmerzen im linken Knie. Deutschlands sicherste Medaillenbank in der Leichtathletik - sie wackelt. Elf Monate vor den Olympischen Spielen in Rio braucht er ein Rezept für die Zukunft. Und das will sich der Polizeimeister in München abholen - bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.
„Wenn ich beim Arzt durch bin, dann können wir einen Diagnose- und Behandlungsplan machen.“ Sprich: erst danach kann Storl mit seinem Trainer Sven Lang entscheiden, ob er wieder eine Hallensaison bestreitet oder diesmal eine längere Winterpause einlegt.
Fünf internationale Titel und insgesamt neun Medaillen hat der Olympia-Zweite seit 2011 erkämpft - aber auch einen hohen Preis dafür gezahlt: Die Patellaspitze im Knie ist chronisch entzündet. Die Operation im September 2014 war „kein Erfolg“, meinte Storl, eine längere Pause würde ihm jetzt wohl besser tun als eine zweite OP.
Kürzlich hat er sich mal seine Saisonstatistik angesehen - das verblüffende Dokument eines Trainings-Weltmeisters. In Lausanne stieß er am 9. Juli 22,20 Meter weit - persönliche Bestleistung. „Im Training habe ich vorher sogar 22,60 Meter geschafft“, erzählte Storl kürzlich bei einer Talkrunde in Berlin und verriet Erstaunliches: „Vor der WM hatte ich im Training zum Test mal zehn Stöße gemacht - der schlechteste lag bei 22,50, der beste bei 22,80 Meter.“ Rückblickend gibt der zweimalige Weltmeister heute zu: „Das hat mich vielleicht etwas zu selbstsicher gemacht.“
Die fünf deutschen Leichtathleten mit den höchsten Prämien bei der WM und in der Diamond League:
(1) Christina Schwanitz (Kugelstoßen/SC DHfK Leipzig): GESAMT: 156 000 US-Dollar (139 700 Euro) 60 000 Dollar für WM-Gold in Peking 40 000 Dollar für den Gesamtsieg im Diamond Race 50 000 Dollar für fünf Einzelsiege in der Diamond League 6000 Dollar für einen zweiten Platz in der Diamond League
(2) David Storl (Kugelstoßen/SC DHfK Leipzig): GESAMT: 69 000 US-Dollar (60 900 Euro) 30 000 Dollar für WM-Silber in Peking 30 000 Dollar für drei Einzelsiege in der Diamond League 6000 Dollar für einen zweiten Platz in der Diamond League 3000 Dollar für einen vierten Platz in der Diamond League
(3) Katharina Molitor (Speerwurf/Bayer Leverkusen): GESAMT: 65 500 US Dollar (57 800 Euro) 60 000 Dollar für WM-Gold in Peking 4000 Dollar für einen dritten Platz in der Diamond League 1500 Dollar für einen siebten Platz in der Diamond League
(4) Raphael Holzdeppe (Stabhochsprung/LAZ Zweibrücken): GESAMT: 47 000 US-Dollar (41 500 Euro) 30 000 Dollar für WM-Silber in Peking 6000 Dollar für einen zweiten Platz in der Diamond League 4000 Dollar für einen dritten Platz in der Diamond League 4000 Dollar für zwei sechste Plätze in der Diamond League 3000 Dollar für zwei siebte Plätze in der Diamond League
(5) Christina Obergföll (Speerwurf/LG Offenburg): GESAMT: 29 500 US-Dollar (26 400 Euro) 15 000 Dollar als WM-Vierte in Peking 10 000 Dollar für einen Einzelsieg in der Diamond League 2000 Dollar für einen sechsten Platz in der Diamond League 1500 Dollar für einen siebten Platz in der Diamond League 1000 Dollar für einen achten Platz in der Diamond League