Obergföll: „Wir denken über eine Familie nach“

Moskau (dpa) - Fragen aus der Pressekonferenz und der Mixed-Zone in Moskau an Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll nach ihrem ersten internationalen Titel.

Frage:Nach fünfmal Silber endlich Gold. Was empfanden Sie bei der Siegerehrung?

Obergföll: Ich habe immer gesagt: Einmal, einmal nur will ich die Nationalhymne hören. Super! Einfach nur genial. Endlich, endlich, endlich Gold. Ich habe so viele Jahre darauf gewartet. Es ist unbeschreiblich.

Warum haben Sie als letzte Werferin nochmal zum Speer gegriffen, obwohl Sie schon Weltmeisterin waren?

Obergföll: Ich habe lange überlegt, soll ich nochmal werfen? Als ich den Speer aus der Box geholt habe, da habe ich schon geheult. Für mich ist ein Riesenballast abgefallen. Dieses Mal habe ich nicht damit gerechnet, natürlich war auch Glück dabei. Ich habe all die Jahre darauf gewartet. Ich hatte schon beim Einwerfen so ein gutes Gefühl und habe zu Boris (Henry) gesagt: Bitte lass mich das einfach nur mit ins Stadion reinnehmen.

Empfinden Sie auch Genugtuung, weil Sie schon als die „Ewige Zweite“ galten?

Obergföll: Es war wie ein Befreiungsschlag. Seit acht Jahren warte ich darauf, dass ich in einem Finale weit werfe.

Mit dem WM-Sieg haben Sie auch eine Wette mit Ihrem Lebensgefährten und Trainer Boris Henry gewonnen. Er muss bei der Hochzeit im September Ihren Namen annehmen. Dabei ist der ja so was wie ein Zungenbrecher.

Obergföll: Der Name ist ja schon Kult. Als ich mich im Juli mit meinem Sponsor getroffen und von der Hochzeit gesprochen habe, sagte der: Aber den Namen, den gibst du nicht her.

Sie beide ziehen bald in das neue gemeinsame Haus, Sie heiraten. Kündigen Sie jetzt auch eine Babypause an wie Stabhochsprung-Weltmeisterin Jelena Issinbajewa?

Obergföll: Ich brauch auch mal irgendwann eine Auszeit, mental hatte ich immer großen Druck. Aber das kann ich nicht heute Abend entscheiden. Wir denken darüber nach, eine Familie zu haben. Aber sicher werde ich in Rio de Janeiro 2016 dabei sein.

Und was ist mit der Europameisterschaft nächstes Jahr in Zürich?

Obergföll: Das kann ich im Moment echt nicht sagen. Zürich ist irgendwie mein Stadion, das ist nicht weit weg von Offenburg. Dort habe ich in der Diamond League immer gut geworfen. Das ist wie ein Heimspiel und würde wehtun, wenn ich da fehle. Vor der WM habe ich gesagt, wenn ich scheiße werfe, dann steig ich auch jeden Fall ein Jahr aus. Jetzt ist alles gut geworden. Wenn ich eine Babypause mache, brauche ich auf jeden Fall ein Jahr, bis ich wieder in Form bin. Und man hat das ja alles nicht so in der Hand, so was kann man nicht trainieren.

Trainieren schon - oder?

Obergföll: Ja, aber nicht planen.