Pech für DLV-Athletinnen im Siebenkampf und Hammerwurf

Zürich (dpa) - Weltrekordlerin Betty Heidler fehlte der große Wurf bei der Leichtathletik-EM in Zürich. Pech hatte ihre deutsche Rivalin Kathrin Klaas, die bis zum letzten Versuch im Hammerwurf-Medaillenkampf noch Dritte war.

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Platz vier statt Edelmetall ging auch an Siebenkämpferin Carolin Schäfer.

Nur 28 Punkte fehlten der bis zum Speerwurf Führenden zu Bronze. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat vor den beiden letzten EM-Tagen vier Medaillen auf der Habenseite und hinkt dem angestrebten Ziel von plus minus 15 Plaketten deutlich hinterher.

Die 16 Medaillen von 2012 in Helsinki, darunter sechs aus Gold, dürften kaum noch zu erreichen sein, weil Trümpfe wie die Zehnkämpfer um Kai Kazmirek nicht stachen oder das Glück wie im Fall der viertplatzierten Stabhochspringerin Lisa Ryzih fehlte. Zudem gab es mit Ausnahme von Hürdensprinterin Cindy Roleder, die Bronze gewann, keine weiteren Medaillen-Überraschungen.

Allerdings ist ein großer Endspurt für den DLV am Wochenende mit 20 Finals möglich. Vor den zwei letzten EM-Tagen stehen zweimal Gold durch Robert Harting (Diskus) und David Storl (Kugel) sowie zweimal Bronze durch Linda Stahl (Speer) und Roleder zu Buche.

Nur um 28 Punkte verpasste Carolin Schäfer Bronze. Die 22 Jahre alte Frankfurterin sammelte 6395 Punkte und wurde im Siebenkampf Vierte. Die Olympia-Zweite Lilli Schwarzkopf (Hannover) erreichte mit 6332 Punkten den fünften Platz. Antoinette Nana Djimou aus Frankreich verteidigte ihren Titel mit 6551 Punkten.

Mit den gleichen Platzierungen endete für die deutschen Athletinnen der Hammerwurf: Die 30-jährige Klaas verfehlte ihren größten Erfolg im letzten Durchgang. Die Frankfurterin lag bis dahin mit 72,89 Metern auf Platz drei, bis Joanna Fiodorow (Polen/73,67) sie noch verdrängte. Ex-Europameisterin Betty Heidler wurde mit 72,39 Meter Fünfte. Europameisterin wurde mit der Weltjahresbestleistung von 78,76 Meter Anita Wlodarczyk aus Polen.

Im Kugelstoßen will die WM-Zweite Christina Schwanitz ihrem Trainingspartner David Storl nacheifern. „Gewinnen wäre mein Wunsch“, sagte die Ausnahmeathletin vom LV 90 Erzgebirge nach überstandener Qualifikation keck. Im ersten Versuch stieß sie im Regen 19,35 Meter.

Unbeirrt durch den Wirbel um den Start des behinderten Weitspringers Markus Rehm bei den deutschen Meisterschaften sprang Christian Reif (Ludwigshafen) mit dem zweiten Satz über 8,02 Meter ins Finale, klagte aber über „kein gutes Sprunggefühl“. Titelverteidiger Sebastian Bayer (Hamburg) blieb mit 7,56 Meter auf der Strecke. „Indiskutabel und lächerlich“, kommentierte er seine bittere Pleite.

Eine Medaille am Samstag ist auch im Diskuswurf drin: Alle drei deutschen Starterinnen stehen im Finale. Die beste Weite in der Qualifikation schaffte Shanice Craft (Mannheim) mit 61,88 Metern. Anna Rüh (Neubrandenburg/59,84) und Julia Fischer (Berlin/57,78) erreichten ebenfalls den Endkampf.

Vielleicht geht auch etwas über 1500 Meter, wo es ein kleines Lauf-Wunder gab. Erstmals nach vielen Jahren haben sich in Homiyu Tesfaye, Timo Benitz und Florian Orth gleich drei Mittelstreckler für das Finale qualifiziert. „Es ist eine Sensation, dass wir zu dritt im Finale stehen“, meinte Benitz. Dem Wahl-Frankfurter Tesfaye, Zweiter der europäischen Bestenliste, werden sogar Titelchancen eingeräumt. „Ich bin bereit, im Finale alles zu geben“, sagte er.

Für weniger Aufsehen sorgte Kamghe Gaba im 400-Meter-Finale. Der Münchner wurde Sechster in 45,83 Sekunden, war aber zufrieden: „Sechster in Europa zu sein. Da kann man nicht meckern.“ Über die 400-Meter-Hürden erreichte Felix Franz (LG Neckar/Enz) in 49,83 Sekunden den beachtlichen 5. Platz. Varg Königsmark aus Magdeburg (49,91) wurde Siebter. Riesig war der Jubel der Schweizer: Kariem Hussein sorgte in 48,96 Sekunden für den ersten Titel und die erste Medaille für die wegen Pannen kritisierten Gastgeber.

Für sportliche Höhepunkte sorgten ein Franzose und eine Niederländerin: Yohann Diniz holte über 50 Kilometer Gehen in der Weltrekordzeit von 3:32:33 Stunden seinen dritten EM-Titel. Schnellste Frau Europas ist Dafne Schippers, die in 22,03 Sekunden über 200 Meter eine Weltjahresbestzeit rannte und ihren Sprint-Doppelerfolg in Zürich perfekt machte. Flott unterwegs war der neue britische Europameister Adam Gemili über die halbe Stadionrunde: In 19,98 Sekunden war er so schnell wie kein Europäer 2014.