Präsidentenwahl: Bubka und Coe wollen die IAAF umkrempeln
Düsseldorf (dpa) - Mit umfassenden Reformen wollen Sergej Bubka und Sebastian Coe eine neue Ära im Leichtathletik-Weltverband IAAF begründen.
Was die beiden Ex-Weltklasseathleten, die sich am Mittwoch auf dem IAAF-Kongress in Peking einem Wahlduell um das Präsidentenamt stellen, alles verändern und anpacken wollen, erklärten sie in Interviews mit der Deutschen Presse-Agentur. Der senegalesische Amtsinhaber Lamine Diack hört nach 16 Jahren auf.
„Wenn ich als Präsident gewählt werde, wird einer meiner ersten Schritte sein, die Vision 2025 auf den Weg zu bringen“, sagte der einstige ukrainische Stabhochsprung-Weltrekordler Bubka. „Das wird die umfassendste Überprüfung sein, die jemals in Bezug auf jeden Aspekt der heutigen Leichtathletik unternommen wurde.“
Auch der britische 1500-Meter-Olympiasieger von 1980 und 1984 will die IAAF von Kopf bis Fuß umkrempeln und ebenfalls „eine vollständige Überprüfung des Produktes Leichtathletik“ einleiten. „Wir müssen ehrlich mit uns selbst sein. Die Leichtathletik, wie andere Sportarten auch, findet in einer Welt mit raschen und tiefgreifenden Veränderungen statt“, meinte Coe. „Es ist notwendig, innovativ und mutig zu sein, wo es nottut.“
Erste Priorität hat für beide der Anti-Doping-Kampf. „Wir können uns vor dem Problem nicht verstecken, die das Image der Leichtathletik zerstören“, sagte 51 Jahre alte Bubka. Doping stehe ganz oben auf der Liste. „Beim Doping stehe ich für null Toleranz und die härtest mögliche Strafen, die uns die bestehenden Gesetze ermöglichen.“
Coe macht sich hingegen für eine unabhängige Anti-Doping-Agentur in der Leichtathletik stark. Damit könnten Vorwürfe, der Weltverband engagiere sich nicht genug gegen Doping, entkräftet werden. „Die Leichtathletik kann nur überleben, wenn sie von Integrität und Vertrauen untermauert wird“, erklärte der 58-jährige Londoner.
Der IAAF war zuletzt durch eine ARD-Dokumentation vorgeworfen worden, verdächtige Kontrollergebnisse nicht geahndet zu haben. ARD und die „Sunday Times“ hatten eine IAAF-Liste mit 12 000 Bluttests von rund 5000 Läufern ausgewertet. Ein Drittel aller Medaillen bei WM und Olympischen Spielen von 2001 bis 2012 sollen danach angeblich von Athleten mit dopingverdächtigen Werten gewonnen worden sein.
Zu den Hauptaufgaben im Falle eines Wahlsieges zählen beide Kandidaten - sie gehören als Vizepräsidenten schon jahrelang zur IAAF-Führungsspitze - besonders die Reform des unüberschaubaren Wettkampfkalenders, der WM und der Premium-Meeting-Serie Diamond League. Sie steht auch wegen eines wenig verständlichen Punktesystems in der Kritik.
„Unser Produkt ist die Leichtathletik, aber unser Geschäft ist die Unterhaltung“, sagte Coe. „Wir müssen schauen, wie wir die Qualität der Diamond League so steigern, um aus jedem dieser Meetings eines wie ein Grand Slam des Tennissports zu machen.“ Ähnlich sieht es Bubka, er nennt es nur anders: „Ich schlage vor, die Diamond League in IAAF World Cup umzubenennen und auch die entsprechenden Änderungen im Meeting-Kalender und Punktesystem umzusetzen.“