Reaktion auf Gabius-Kritik Prokop: Förderung nur bei Start im DLV-Trikot

Berlin (dpa) - Wer nicht im Deutschland-Trikot startet, wird vom Verband auch nicht finanziell gefördert. Dieses Grundprinzip hat DLV-Präsident Clemens Prokop bekräftigt und damit die harsche Kritik von Marathon-Rekordhalter Arne Gabius am Deutschen Leichtathletik-Verband gekontert.

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„Wir haben Arne Gabius 2016 sämtliche Trainingslager bezahlt. Und wenn dann die Planung beispielsweise auf den Berlin-Marathon abzielt, dann ist klar, dass die WM in London nicht in der Vorbereitung sein kann. Und dann muss sich der Verband fragen: Warum fördern wir dann?“, sagte Prokop der Deutschen Presse-Agentur.

Gabius hatte kürzlich in einem dpa-Gespräch angekündigt, dass er aus Ärger über den DLV auf einen Start bei der WM im August in London verzichtet. „Das war ein Thema. Jetzt habe ich gar keine Lust mehr, das ist vorbei“, sagte der 35-Jährige. Als Grund dafür nannte er die vom Verband bislang nicht erfolgte Finanzierung seines Kenia-Trainingslagers vom Februar. Die Wertschätzung für Läufer sei im DLV grundsätzlich „sehr schlecht“.

Auch seine Teilnahme an der Heim-EM 2018 in Berlin ließ Gabius offen. „Ich frage mich, ob ich das deutsche Laufen nicht besser vertrete beim traditionellen Berlin-Marathon als beim EM-Marathon“, sagte der gebürtige Hamburger.

3000-Meter-Läufer Florian Orth hatte aus Frust über den Verband Anfang März auf seine Teilnahme an der Hallen-EM verzichtet. Er möchte „für einen Verband, der mir als Athlet weder vertraut noch meine Leistung respektiert, und ein Land, das mich nach meinem besten Jahr 2016 dank Spitzensportreform sowohl für Trainingslager, Sporthilfe als auch Verdienstausfall in meiner dualen Karriere nicht mehr für förderungswürdig hält, vorerst nicht mehr an den Start gehen“, schrieb er in einem offenen Brief.

Der DLV setzt in beiden Fällen weiterhin auf Dialog statt Konfrontation. „Für Marathonläufer sind die Städtemarathons wirtschaftlich und ökonomisch viel spannender als internationale Meisterschaften“, gab Prokop zu, stellte aber auch klar, dass sich jeder Athlet entscheiden muss: „Will ich eine Verbandsförderung? Dann muss ich auch im Trikot der Nationalmannschaft laufen.“ Das gelte dann auch für die beiden Mediziner Gabius und Orth.

„Wir sozialisieren die Kosten - und individualisieren die ökonomischen Vorteile“, meinte Prokop. Von den Sponsorenverträgen der Athleten habe „der Verband null - da kann ein Millionär dahinter stehen, und wir bezahlen die Trainingslager. Das ist also ein System, das man durchaus hinterfragen kann“, betonte der promovierte Jurist. Prokop stellt sich „eine Art Solidargemeinschaft vor, wo man dann auch mal Härtefälle ausgleichen kann“.

Gabius hat seinen London-Start abgesagt, obwohl der Wahl-Stuttgarter die WM-Norm bisher noch gar nicht erfüllt hat. Die 2:13:00 Stunden dürfte er allerdings beim Hannover-Marathon am 9. April knacken - wenn er ins Ziel kommt. „Im Jahr 2016 konnte er ja verletzungsbedingt leider keinen Marathon laufen. Deshalb hat er die WM-Qualifikation noch gar nicht. Arne Gabius spricht also von etwas, das er noch gar nicht realisiert hat“, sagte Idriss Gonschinska, Leitender Direktor im DLV, der dpa. „Wir wünschen ihm für seine Ziele viel Erfolg.“