Russland weist weitere Doping-Vorwürfe scharf zurück
Moskau (dpa) - Russland hat die in der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping - Showdown für Russland“ erhobenen Vorwürfe als Verleumdung scharf zurückgewiesen.
Die Informanten seien aus Russland geflohen und würden im Ausland mit ihrer Kritik an Moskau „ihre 30 Silberlinge abarbeiten“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow - in Anspielung auf den Lohn für den Jesus-Verräter Judas in der Bibel.
Peskow nannte die im Film erhobenen Vorwürfe „kaum überzeugend“. „Sie sind durch keine substanziellen Beweise untermauert“, sagte der Mitarbeiter von Präsident Wladimir Putin der Agentur Interfax zufolge. Die Ermittlungsbehörde in Moskau würde den Anschuldigungen gegen russische Athleten nachgehen. Die Generalstaatsanwaltschaft habe in Putins Auftrag Untersuchungen eingeleitet, sagte Peskow.
Auch Russlands Sportminister Witali Mutko wies die Vorwürfe zurück. Die Behauptung, er habe die positive Probe eines Fußballers vertuscht, sei lächerlich, sagte der Ressortchef. Mutko widersprach auch der Darstellung, der wegen Doping lebenslang gesperrte frühere Geher-Cheftrainer Viktor Tschegin arbeite weiterhin für den Verband. „Er ist kein offizieller Coach mehr. Vielleicht hat ihn einer seiner Schüler um Unterstützung gebeten. Offiziell arbeitet er nicht.“
Mutko unterstellte dem in die USA ausgereisten früheren Anti-Doping-Chef Grigori Rodschenkow persönliche Gründe für seine Kritik an Russland. „Er hasst mich und auch meine Beraterin Natalia Schelanowa, weil sie ihn ständig kritisierte. Und ich habe ihn entlassen“, sagte Mutko. In der ARD-Doku wird auch Schelanowa Vertuschung vorgeworfen.
Schelanowa kritisierte Rodschenkow als „Mann ohne Ehre“. Sie sei enttäuscht von den Vorwürfen ihres ehemaligen Kollegen. „Der Reformprozess läuft, aber unser System kann nicht sofort ideal sein - eine Änderung der Kultur benötigt viel Zeit“, betonte Schelanowa.
Auch Mutko betonte, Russland reformiere seine Leichtathletik ungeachtet der Vorwürfe weiter. Das komplette russische Team bereite sich auf die Olympischen Spiele im August in Rio de Janeiro vor. Der Weltleichtathletikverband IAAF will am 17. Juni entscheiden, ob die Suspendierung des russischen Verbands aufgehoben wird oder der Bann für die Sommerspiele in Brasilien bestehen bleibt.