Selbstbewusste DLV-Athleten - Menga fällt aus
Helsinki (dpa) - Mit dem größten Aufgebot aller teilnehmenden Nationen und vielen Ambitionen starten die deutschen Leichtathleten in die Europameisterschaften von Helsinki.
„Ich möchte hier klar darlegen, dass Olympia das oberste Ziel ist, aber dass für die kommenden fünf Tage der volle Fokus der DLV-Nationalmannschaft auf diese Europameisterschaft ausgerichtet ist“, sagte Thomas Kurschilgen, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), einen Tag vor dem EM-Startschuss am Mittwoch.
Das Team wird sich auf 90 Teilnehmer reduzieren, weil sich 200-Meter-Sprinter Aleixo-Platini Menga im Training am Dienstag einen Kreuzband- und Außenbandriss im rechten Knie zuzog und nun nach Hause geflogen und in der Heimat operiert werden muss. „Wir werden hier eine junge, selbstbewusste und auch leistungsstarke Mannschaft sehen“, versprach Kurschilgen.
Fünf Wochen vor den Olympischen Spielen konzentrieren sich andere Nationen mehr auf Olympia. Die Russen entsenden nur etwa 60 Sportler, Frankreich hat 68 Athleten gemeldet, Großbritannien 84.
Vor zwei Jahren bei der EM in Barcelona gewann die Deutschen 16 Mal Edelmetall, darunter viermal Gold. Auf Medaillenprognosen wollten sich die Verbandsverantwortlichen vor den 21. kontinentalen Titelkämpfen nicht festlegen. Einige Teilnehmer wie Hochsprung-Rekordhalterin Ariane Friedrich müssen sich in Helsinki erstmal noch für die Sommerspiele qualifizieren. So ist die EM auch ein Härtetest für London: Denn nach den Pleiten 2004 in Athen (einmal Silber/einmal Bronze) und 2008 in Peking (einmal Bronze) steht der DLV bei Olympia mächtig unter Druck.
Das Aufgebot führen der zweimalige Diskus-Weltmeister Robert Harting, Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler und Kugelstoßer David Storl an. „Ich will schon eine Medaille gewinnen. Meine Priorität liegt auf beiden Meisterschaften, EM und Olympia“, sagte Storl. Der Überraschungs-Weltmeister des vergangenen Jahres räumte aber im Hinblick auf London auch ein: „Ich will nicht in so eine Frühform verfallen und schon im Mai oder Juni Bestleistung stoßen.“ Nach Storls Informationen verzichtet der polnische Olympiasieger Tomasz Majewski auf eine EM-Teilnahme.
Bei der einzigen Entscheidung an diesem Mittwoch über 5000 Meter zählt der Tübinger Arne Gabius zum erweiterten Kreis der Medaillenkandidaten. Älteste Athletin ist mit 36 Jahren Kugelstoßerin Nadine Kleinert, die zusammen mit Harting auch zum „Kapitän“ des Teams auserkoren wurde. Wie schon bei der WM 2011 in Daegu/Südkorea ist 3000-Meter-Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause (19) Küken in dem Team mit einem Durchschnittsalter von nur 25,75 Jahren.
Für Sprinter Menga ist die EM nach seiner schweren Knieverletzung bereits beendet. „Das ist tragisch für ihn, weil er immer wieder von Verletzungen heimgesucht wurde. Er wäre durchaus endkampf- und medaillenfähig gewesen“, sagte Kurschilgen.
Nach dem Aufschwung seit der WM 2009 in Berlin setzen die Verantwortlichen weiter auf die erfolgreiche Nachwuchsarbeit. „Der DLV ist einer der wenigen Verbände, der in den zurückliegenden 15, ja 20 Jahren, immer unter den Top Vier platziert war“, betonte der Sportdirektor. Er verwies auf die 28 deutschen Athleten unter den Top Sechs der diesjährigen europäischen Bestenliste und weitere 24 unter den Top Zwölf. Kurschligen: „Das darf durchaus zu ein wenig Optimismus verleiten und zu der Zielstellung, zu den führenden Nationen in Europa zu gehören.“ Diskus-Hüne Harting (70,66 Meter), seine Disziplinkollegin Nadine Müller (68,89) und Stabhochspringer Malte Mohr (5,91) führen die Weltbestenliste sogar an.