Spiegelburgs neues Ziel: Der Rekord im Freien

Karlsruhe (dpa) - Ihren deutschen Hallenrekord feierte Silke Spiegelburg wie einen WM-Titel. Die Stabhochspringerin drehte eine kleine Pirouette auf der Matte, fiel nacheinander ihrem Trainer und dem Meeting-Direktor um den Hals und lief dann auch noch eine Ehrenrunde.

Aber so sehr sie sich über die 4,76 Meter von Karlsruhe auch gefreut hat, für die ehrgeizige Spiegelburg sind sie nicht mehr als ein Zwischenschritt. Ihre neuen Ziele sind der fast neun Jahre alte deutsche Freiluftrekord von Annika Becker und mindestens eine internationale Medaille: Bei der Hallen-EM in Paris und der WM in Daegu hat sie in diesem Jahr gleich zwei Gelegenheiten dazu.

„Ich bin voll und komplett zufrieden. Und ich hoffe, dass ich diese Leistungen auf den Sommer übertragen und da noch mehr rausholen kann“, sagte die 24-Jährige nach ihrem Rekordsatz.

Konkreter wurde sie (noch) nicht. Denn auch Spiegelburg war nicht verborgen geblieben, dass Stabhochsprung-„Königin“ Jelena Issinbajewa im zweiten Wettkampf nach ihrer Auszeit schon wieder 4,85 Meter hoch gesprungen war. Im Vorjahr hatte Spiegelburg die Issinbajewa-freie Zeit noch als „zusätzliche Motivation“ betrachtet, die die anderen Athletinnen „freier springen“ ließ. Jetzt ist die Weltrekordlerin aus Russland wieder das Maß aller Dinge.

Dahinter verstecken braucht und will sich die Vize-Europameisterin aus Leverkusen aber nicht. Denn neben ihrem Rekord feierte sie in Karlsruhe bereits den dritten Sieg in Serie. „Ich habe in diesem Winter vieles verändert“, meinte Spiegelburg. „Ich habe meinen Anlauf verlängert und fühle mich fitter als die Jahre zuvor. Jetzt hoffe ich, dass ich das noch perfektionieren kann und die nächsten Wettkämpfe genau so weitergehen.“

Mit Fitness und Form allein sind ihre starken Leistungen allerdings nicht zu erklären. In der Europahalle war dazu noch Spiegelburgs besonderer Ehrgeiz zu erkennen. Nach zwei Fehlversuchen über 4,61 Meter kämpfte sie sich noch einmal in den Wettkampf zurück. Und als sie ihre eigene Bestmarke von 2009 um einen Zentimeter gesteigert hatte, dachte sie nach eigenen Angaben ziemlich schnell: „An dem Sprung hättest du noch dies und das verbessern können.“

Der deutsche Freiluftrekord liegt seit 2002 bei 4,77 Meter. Bei Spiegelburgs Talent und Willen gilt es nur noch als eine Frage der Zeit, bis sie auch den brechen wird. „Ich will immer das Beste aus mir rausholen. Und natürlich erwarten die Leute, dass dieser Rekord endlich fällt. Aber ich versuche, das auszublenden, um mir nicht unnötig Druck zu machen“, sagte sie bereits im vergangenen Jahr.

Dinge auszublenden oder sich umgekehrt genau einzureden, klappt bei ihr ebenfalls ganz gut, wie Spiegelburg am Ende in Karlsruhe verriet. Da wurde sie gefragt, wie sie überhaupt mit dem Stabhochsprung begonnen habe. „Ich bin als Kind von Matte zu Matte gesprungen“, erzählte sie. „Und habe mir immer vorgestellt, dass dazwischen Piranhas und Krokodile schwimmen.“ Das hat gewirkt.