Sprint-Asse Reus und Pinto rocken die Arena in Leipzig

Leipzig (dpa) - Wie entfesselt stürmte Julian Reus ins Ziel. Und als der uralte Sprint-Rekord endlich geknackt war, gratulierte sein Vorgänger als einer der ersten. „Herzlichen Glückwunsch. Super Zeit, super Leistung!

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“, schrieb Sven Matthes seinem Nachfolger unmittelbar nach dessen Coup per Email.

Sein 60-Meter-Hallenrekord von 6,53 Sekunden hatte auf den Tag genau 28 Jahre und 14 Tage Bestand - Reus blieb bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig eine Hundertstel unter der Bestzeit des damals erst 18-Jährigen vom SC Dynamo Berlin.

Zweimal hatte der 27-Jährige vom TV Wattenscheid die 6,53 in diesem Winter schon eingestellt - am Samstag um 18.06 Uhr war es dann soweit: 3500 Zuschauer in der ausverkauften Arena feierten den glücklichen Gewinner. Der deutsche 100-Meter-Rekordmann Reus (10,05 Sekunden) ist nun auch der beste DLV-Hallensprinter.

Reus war noch nicht einmal geboren, als Teenager Matthes am 13. Februar 1988 bei einem Leichtathletik-Länderkampf in Wien die 6,53 rannte. „Das war damals Junioren-Hallenweltrekord“, sagte er. An den 6,52 von Reus hat er trotzdem etwas zu mäkeln. „Ne Hundertstel hat er im Finale vertrödelt“, befand Matthes, „man sieht, wie er im Ziel nach links zur Zeitleiste rüberguckt - da wäre noch mehr drin gewesen“, sagte der Berliner der Deutschen Presse-Agentur.

„Ich habe mir alle Läufe mit Freunden live im Fernsehen angeschaut“, berichtete Matthes. Sekunden nach dem Finale wurde ihm vom offiziellen Zeitnehmer German Timing das Zielfoto mit den bestätigten 6,52 zugespielt - darunter stand: „Sorry Sven, der Rekord ist weg.“

Reus war zufrieden, glücklich und vor allem erleichtert, dass die Rekordhatz nun vorbei ist. „Der Lauf hat sich geil angefühlt. Ich bin super happy, dass ich den Rekord jetzt alleine habe“, sagte er. Am Montag gönnt sich Reus einen freien Tag - die Hallensaison ist für ihn vorbei, bei der WM Mitte März in Portland/USA wird er nicht starten. Wichtiger ist die optimale Vorbereitung auf die Europameisterschaften im Juli und die Olympischen Spiele in Rio im August.

Das gilt auch für die neue 60-Meter-Meisterin Tatjana Pinto. 7,07 Sekunden - eine Weltklassezeit wie aus dem Nichts. Nur vier DDR-Sprinterinnen hatten das überhaupt geschafft, zuletzt war Doppelweltmeisterin Katrin Krabbe vor 25 Jahren schneller (7,06). „Ich kann das noch gar nicht glauben“, sagte Pinto. „Ich bin überwältigt und muss das erst mal sacken lassen“, sagte die 23-Jährige vom LC Paderborn.

Anders als Kollege Reus liebäugelt die deutsche 100-Meter-Meisterin von 2014 und Staffel-Europameisterin von 2012 nun mit einem WM-Start in Portland. Das wäre für sie „eine gute Generalprobe für den Sommer, deshalb würde ich dort auf jeden Fall gerne laufen“. Der Deutsche Leichtathletik-Verband gibt das WM-Team am Dienstag bekannt.