Stab-Artist Holzdeppe: Schnell an WM-Titel gewöhnt

Karlsruhe (dpa) - Brillis im Ohr, eine silberne Halskette, ein funkelndes Armband. Raphael Holzdeppe verbreitet derzeit viel Glanz; kein Wunder nach diesem Jahr.

Die Haare hat er hinter einer Kappe der „Miami Heat“ versteckt, sie haben den gleichen Farbton wie die Medaille, die der Stabhochspringer im August bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau gewonnen hat: Gold. Bei der Gala „Sportler des Jahres“ wird Holzdeppe aber nicht den Glamourboy spielen, sondern durch Abwesenheit glänzen: Training geht vor.

„Ich werde es dieses Jahr leider nicht nach Baden-Baden schaffen“, sagte der 24-Jährige vom LAZ Zweibrücken. Mit seiner Münchner Trainingsgruppe um Freund und Rivale Malte Mohr bereitet er sich drei Wochen lang in Südafrika auf die Hallensaison vor und feiert dort auch Weihnachten: „Das wird schon komisch: 30 Grad an Heiligabend.“

Vor seinem Abflug absolvierte Holzdeppe noch eine kleine PR-Tour: Der Überflieger ist der Star bei den beiden deutschen Top-Meetings am 30. Januar in Düsseldorf und am 1. Februar in Karlsruhe und hat in diesem Winter die beste Verhandlungsbasis in der Szene. Die Verpflichtung Holzdeppes, so erklärte beispielsweise Karlsruhes Sportdirektor Alain Blondel, genieße „absolute Priorität“. Der Stabartist hatte bei der WM überraschend Olympiasieger Renaud Lavillenie aus Frankreich und den deutschen Rekordhalter Björn Otto bezwungen - und ist seitdem ein begehrter Gast bei Sportfesten und auch auf Partys. „Ich hab inzwischen ein paar Anzüge mehr im Schrank.“

Holzdeppe galt früher als kleiner Partylöwe, kam aber weg von diesem „dreimal die Woche feiern und trotzdem trainieren“. Jetzt hat er vor allem ein Ziel: „Ohne Verletzungen durchzukommen, weiterhin viel präventiv arbeiten.“ Die Bizepsmuskeln, die unter seinem kurzärmligen Polohemd spannen, zeugen von vielen Krafteinheiten. „Das Training läuft schon wieder gut“, sagte der Weltmeister.

Als Holzdeppe bei den Olympischen Spielen in London Bronze gewonnen hatte, sagte er sich: „2012 war genial.“ Jetzt weiß er nicht, „ob es eine Steigerung von genial gibt“. Seit dem 12. August 2013 ist er Weltmeister und immer noch glücklich und stolz darauf: „Mit diesem Titel habe ich mich schnell angefreundet.“

Spätestens im Frühjahr wird er sich selbst eine „Prämie“ ausbezahlen - in Form eines neuen Motorrads. Gas geben aber will Holzdeppe vor allem beim Anlauf auf den Stabhochsprunganlagen dieser Welt. In der Halle soll es höher als seine bisherige Bestleistung von 5,82 Meter hinausgehen, im Freien steht sie bei 5,91. „Mein größtes Ziel ist, mir den Traum von den sechs Metern zu erfüllen. Und natürlich den Titel bei der EM in Zürich zu holen“, sagte Holzdeppe.

Auf dem rechten Arm hat er einen Stabhochspringer tätowiert, ein springender „Stabi“ hängt auch als silberner Anhänger an seiner Kette. Bei allem Glanz und Glamour: Der Goldmedaillengewinner von Moskau hat nicht vergessen, was zählt im Sport: „Das Training hat oberste Priorität.“