Stabhochsprung-Kampf um einen Titel und drei Tickets

Dortmund (dpa) - Der Stabhochsprung der Männer ist der hochkarätigste Wettkampf bei den deutschen Hallen-Meisterschaften der Leichtathleten am Wochenende in Dortmund. Neben Top-Favorit Björn Otto haben schon fünf andere Springer die Norm für die EM in Göteborg erfüllt.

Für den großen Showdown stehen bereit: der aktuell so gut wie unschlagbare deutsche Rekordhalter, der Dritte der Olympischen Spiele, der deutsche Freiluft-Meister der vergangenen drei Jahre und noch drei weitere Athleten, die die Norm für die Europameisterschaften bereits erfüllt haben. Der Stabhochsprung der Männer mit Otto, Raphael Holzdeppe, Malte Mohr und Co. verspricht an diesem Wochenende das Highlight in Dortmund zu werden. In keiner anderen Disziplin ist die Leistungsdichte derart groß.

„Das bringt dem Stabhochsprung eine hohe Aufmerksamkeit, aber auch der gesamten Leichtathletik“, meint der zuständige Bundestrainer Jörn Elberding. Denn es geht am Sonntag von 14.00 Uhr an nicht nur um den deutschen Meistertitel, sondern auch um maximal drei Plätze im Aufgebot für die Hallen-EM nur eine Woche später. Wer sich in Dortmund durchsetzt, wird in Göteborg fast schon automatisch als einer der aussichtsreichsten Herausforderer von Olympiasieger Renaud Lavillenie aus Frankreich gelten. „Eine hohe Leistungsdichte haben wir schon immer gehabt. Der Unterschied ist, dass wir jetzt auch international um die Medaillen springen“, sagt Elberding.

Sein großer Favorit ist Rekordmann Björn Otto. Der Olympia-Zweite aus Köln hat in dieser Hallensaison bereits 5,90 Meter übersprungen und sechs von sieben Meetings gewonnen. „Bei mir läuft es richtig gut“, sagte der 35-Jährige. Obwohl er sich für diesen Winter zum Ziel gesetzt hat, die Sechs-Meter-Marke auch in der Halle zu knacken, geht es ihm in Dortmund erst einmal „nur um den Titel“. Sein Ticket für Göteborg hat er als Einziger ohnehin schon so gut wie sicher. „Er sticht im Moment so heraus, dass man bei ihm nicht lange überlegen muss“, ergänzte Elberding. „Er ist zu 99,9 Prozent bei der EM dabei. Es wäre ja auch unlogisch, den besten Mann zu Hause zu lassen.“

Geschenkt bekommen wird Otto seinen dritten deutschen Hallen-Titel allerdings nicht. Der EM- und Olympia-Dritte Raphael Holzdeppe aus Zweibrücken ist mit seinen 23 Jahren noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung. Und auch die Leverkusener Hendrik Gruber, Tobias Scherbarth sowie Karsten Dilla haben die Qualifikationsnorm von 5,65 Meter für die Europameisterschaften bereits erfüllt.

Bleibt noch ein weiterer Athlet, den Elberding die „Wundertüte“ unter den deutschen Springern nennt: Malte Mohr, der insgesamt fünfmalige deutsche Meister in der Halle und im Freien.

Es ist noch nicht lange her, da besiegte der 26-Jährige seinen Rivalen Otto fast mühelos. 2010 wurde er Zweiter bei der Hallen-WM. Das war die Zeit, in der vor allem Mohr als stärkster Konkurrent von Lavillenie galt. Im vergangenen Jahr wurde der Wattenscheider aber von Otto und Holzdeppe verdrängt, wofür es laut Elberding gleich zwei Erklärungen gab: zum einen jene Probleme, die einige Verletzungen und die Veränderung seines Anlaufs mit sich brachten. Und zum anderen das Phänomen, dass Mohr zwar ein großes Potenzial besitzt, das aber „noch nicht konstant genug gezeigt hat“, wie der Bundestrainer sagt.

An Mohr lässt sich trotzdem gut beobachten, wie der Konkurrenzdruck die Stabhochspringer antreibt. „Sie verstehen sich alle gut, aber es herrscht auch eine große Rivalität“, erklärt Elberding. „Die Erfolge von Björn Otto und Raphael Holzdeppe sind ein Riesen-Ansporn für Malte, sich wieder durchzusetzen. Jeder sieht: Das sind Jungs von uns. Das kann ich auch.“