Umdenken bei Harting: „Früher war ich eine Kampfmaschine“

Berlin (dpa) - Nach Kreuzbandriss und 17-monatiger Zwangspause hat sich Diskus-Olympiasieger Robert Harting als Mensch und Sportler neu definiert.

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„Früher war ich eine Kampfmaschine, jetzt steht der sportliche Wettstreit im Vordergrund, was fünf Jahre nicht mehr der Fall war“, sagte der 31 Jahre alte Berliner in einem Interview der Olympia-Edition des Sportmagazins „Kicker“, die am Mittwoch erscheint.

„Ich habe mich ein bisschen verändert in den Monaten, bin viel ruhiger geworden in vielen Bereichen“, meinte Harting. „Ich habe eine andere Sicht der Dinge, wie ich in Wettkämpfe gehe, wie ich mit Gegnern umgehe, wie ich mit Druck umgehe.“ Wettkämpfe zu beherrschen wie früher, sei ihm überhaupt nicht mehr wichtig. „Jetzt ist es so, dass ich mit meinem neuen Kreuzband quasi ständig ein kleines Kind dabeihabe und ich jeden Tag in den Kindergarten gehe um zu sehen, ob alles passt“, schilderte der Modellathlet.

Der dreimalige Weltmeister (Homepage „derharting.de“) hatte Anfang September 2014 seinen letzten Wettkampf bestritten und sich kurz darauf das Kreuzband gerissen. Mitte Februar 2016 gab er beim Berliner ISTAF Indoor ein siegreiches Comeback. Sein großes Ziel sind die Olympischen Spiele in Rio.

Nach langen Jahren als Leistungssportler spüre er nun auch sein Alter, gab Harting zu. „Wenn man mich mal mit einem Lithium-Akku vergleicht, dann bin ich wie ein altes Handy“, sagte der dreimalige Weltmeister. „Es funktioniert ja, man muss es eben öfters aufladen.“ So ähnlich sei es auch mit seinem Körper, erklärte der 2,01-Meter-Riese: „Der hat nicht mehr zehn verschiedene Ressourcen, auf die man beliebig zurückgreifen kann. Ich muss mit meinen wenigen Reserven behutsam umgehen.“

Ein Olympiasieger habe in anderen Ländern eine „weitaus größere Bedeutung als in Deutschland“. Deshalb sei es für ihn „auch eher ernüchternd zu erkennen, dass es neben dem Sport-affinen Deutschland auch ein großes Deutschland der Neider gibt“, meinte Harting, für den der Olympiasieg keineswegs ein finanzieller „Quantensprung“ war. „Muss ich ehrlich verneinen“, sagte er dreieinhalb Jahre nach seinem Gold-Wurf von London. „Früher waren bei Olympischen Spielen die Plätze eins bis drei richtig gut, dann nur noch Platz eins, und inzwischen ist es nur noch Platz eins mit Geschichte.“