US-Team: Selbstvertrauen ist groß, Doping kein Thema
Moskau (dpa) - Dieser Auftritt hatte etwas Einschüchterndes für den Rest der Leichtathletik-Welt. Drei Tage vor der WM in Moskau setzte das amerikanische Team schon einmal vier seiner Olympiasieger auf ein Pressepodium im Bauch des Luschniki-Stadions.
Die Botschaft von Allyson Felix und Co. war eindeutig: Egal, wer in diesen Tagen noch anreist in Moskau, ob die Deutschen mit ihren starken Werfern oder die Jamaikaner mit ihrem Superstar Usain Bolt: Uns verdrängt niemand von der Spitze der Nationenwertung.
„30 Medaillen bei den Olympischen Spielen in London waren phänomenal für uns. Jetzt wollen wir diesen Schub nutzen und das Ergebnis bestätigen“, sagte Cheftrainerin Beth Sullivan. Das „Team USA Track & Field“ besteht in Moskau aus neun Weltmeistern, fünf Weltrekordhaltern und 20 Medaillen-Gewinnern von London.
Die Amerikaner sind aber nicht nur die mit Abstand erfolgreichste Leichtathletik-Nation dieses Planeten, sondern neben Russland, der Türkei und Jamaika auch ganz besonders in die jüngsten Doping-Skandale verstrickt. Ihr schnellster Sprinter Tyson Gay wurde im vergangenen Monat überführt. Außerdem redet sich der große Rivale aus Jamaika gern damit heraus, dass bei ihm ja meist nur jene Athleten dopen, die in den USA leben und trainieren.
Und so ging es bei der Pressekonferenz in Moskau natürlich auch um das Thema Doping - und diesmal orientierten sich die Amerikaner sogar ein bisschen an ihrem Lieblingsfeind Bolt und dessen Nichts-Hören-Nichts-Sehen- und Kaum-Etwas-Sagen-Haltung in dieser Frage. „Wir sind jetzt hier bei der Weltmeisterschaft und wollen uns voll auf unseren Sport konzentrieren. Je mehr wir den Sport in den Vordergrund rücken, desto besser ist das für alle“, sagte Verbandssprecherin Jill Geer in einer offiziellen Erklärung.
Auch Cheftrainer Mike Holloway erklärte auf Nachfrage nur: Die positiven Dopingtests bei Tyson Gay seien „eine bedauerliche Sache. Aber jeder Athlet, der jetzt hier in Moskau ist, konzentriert sich ausschließlich auf seinen Wettkampf und darauf, die Vereinigten Staaten zu repräsentieren“.
Das gelang seinen Stars in den vergangenen Jahren sehr gut. Die 200- und 400-Meter-Läuferin Allyson Felix etwa gewann bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen bereits zwölfmal Gold. „Wir sind im Jahr nach Olympia, also bin ich in dieser Saison etwas weniger gelaufen. Aber ich hoffe, dass auch diesmal alles zur richtigen Zeit zusammenkommt“, meinte die 27-Jährige.
Beim Olympiasieger über 110 Meter Hürden klang das alles noch deutlich selbstbewusster. „Jeder weiß, dass ich mich im Mai in Shanghai am Oberschenkel verletzt habe“, sagte Aries Merritt. „Aber das habe ich hinter mir. Ich bin bereit für den Lauf meines Lebens!“
Zehnkampf-Weltrekordler Ashton Eaton fürchtet in Moskau immerhin einen deutschen Rivalen: den Europameister und Weltjahresbesten Pascal Behrenbruch. „Ich mag Pascal. Er ist ein typischer Deutscher, der auf Fotos kein Hemd und die Haare immer wirr trägt“, meinte der Olympiasieger. Behrenbruch sei „sehr talentiert. Aber bei einer großen Meisterschaft kommt es vor allem auf den Kopf an. Wenn er während des Wettkampfes Spaß hat und sich nicht zu sehr unter Druck setzt, kann er bei dieser WM viel erreichen“, lobte Eaton.